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Jeans als Symbol der Jugend ist alterslos: Warum es grosseltern.de gibt

Wie Andreas Reidl, Gründer der großeltern AG, zum Thema kam

Wie Andreas Reidl, Gründer der GroßelternAG, zum Thema kam

Andreas Reidl hatte irgendwann die Idee zu grosseltern.de. Das war schon Anfang 2011. Davor hatte er natürlich auch ein Leben, u.a. für seine Agentur A.GE, die generationen-spezifische Besonderheiten aufdeckt. In einem Interview, das er dem Informationsservice GfK Compact gegeben hat, gibt er Einblicke in seine Arbeit. Wobei eins sofort klar ist: Der größte Fauxpas in der Ansprache älterer Menschen sieht Reidl darin, überhaupt von “50plus” zu sprechen. Denn: „Keiner will 50-plus Produkte oder Dienstleistungen. (…) Auch 50plus will verführt werden.“

grosseltern.de veröffentlicht im Folgenden einige Passagen dieses Interviews. Denn auch wenn sich viel getan hat, der demographische Wandel überall thematisiert wird und für alle Branchen gilt, dass ohne die Alten nichts geht. Laut Reidl leben wir weiter „in einer spannenden Zeit des Umbruchs“. 2015 ist für ihn das Jahr. Denn dann werde die Gruppe der 50plus Kunden zahlenmäßig größer sein als die Gruppe der werberelevanten 14-49-Jährigen.

Andreas Reidl hat sich auf diese Zeit gut vorbereitet: 2012 gründet er, zusammen mit Dr. Stefan Lode, eine Firma, die wie ihre Zielgruppe heißt: die grosseltern AG. Aus zwei guten Gründen: Zum einen geben 21 Millionen Menschen in Deutschland an, mindestens ein Enkelkind zu haben. Zum anderen wollen sie für Ihre Enkel v.a. eins: das Beste. Warum dieses, das Beste, dann nicht suchen und anbieten? Genau das machen die Beiden mit ihrem Team nun…

Im Folgenden präsentieren wir einige Fragen und Antworten aus dem erwähnten Interview. GfK Compact ist der Informationsservice des GfK Vereins – ein Think Tank der Marktforschung, der primär die Marketingforschung fördern will.

Der demografische Wandel – also der Anstieg des Anteils älterer Menschen – ist längst Realität. Dennoch dominiert (nicht nur) in der Damen-Mode nach wie vor das Diktat „jung und schön“. Wie passt das zusammen?

Jugendlichkeit ist ja keine Frage des Alters. Das Diktat “Jung und schön” hat für mich schon lange ausgedient. Ich denke es geht mehr um Authentizität. Und natürlich auch darum wie fühle ich mich. Die deutsche Sprache macht es uns da nicht leicht. Keiner sagt aus Überzeugung ich fühle mich “alt”. Modern, lässig, sportlich – so beschreiben sich unsere Senior-Scouts. Das Feel Age – das gefühlte Alter gibt heute, auch bei der Modeauswahl, den Ton an. So wie ich mich heute fühle, so kleide ich mich. Die Frage wird sein: Welche Mode löst welches Gefühl aus? Welchen Einfluss haben Lieblingskleidungsstücke aus der Jugend? Welche Bedeutung habe ‚Defining Memories‘ – Erinnerungen an Produkte mit Kultstatus in der Jugend? Gibt es die Mode der Jugend überhaupt noch, wenn jetzt die 68iger Generation ins Rentenalter kommt? Oder: Hat sich modisch jung und alt nicht längst komplett angenähert? Die Jeans als Symbol der Jugend steht nicht mehr zur Verfügung, sie ist alterslos. Geht es nicht vielmehr um Passform, um Stoffqualität, um Marke? Viele Fragen – wenig Antworten. Lifestyle- und Kohortenmarktforschung könnten der Modebranche viele Erkenntnisse liefern.

Sie sind ein Pionier in Sachen Seniorenmarketing und haben jahrzehntelange Erfahrung. Erzählen Sie uns ein wenig darüber, wie Sie die Entwicklung des Seniorenmarketings so erlebt haben?

Ich bin ja immer noch begeistert und fasziniert von meinem Thema und mein subjektiver Blick mag etwas verfälschen. Es hat sich viel getan und vieles hat sich verändert und professionalisiert im Marketing. In den Anfängen kam die Nachfrage aus Richtung der Wohlfahrtsverbände und aus dem Bereich Treppenlift. Heute kommen die Anfragen vom Handel, von Finanzdienstleistern, von der Immobilienwirtschaft, von Tourismusunternehmen, von Verlagen. Die Ansätze werden differenzierter und kreativer. Wir befassen uns im Marketing immer öfter mit Alters- und Kohortenfragen. Für mich persönlich liefert die Kompetenzforschung die größere Herausforderung. Es geht mir um die gefühlte Kompetenz, damit es Aussagen wie: “Dafür bin ich zu alt”, nicht mehr gibt, sondern heißt “WOW, ich kann´s!”.

Verraten Sie uns auch, wie Sie damals zu diesem Beruf gekommen sind? Was hat Sie an der Thematik fasziniert. Und hat sich das verändert?

Ein Schweizer war schuld. Ich hatte 1990 ein Seminar in Lindau besucht. Thema: Unternehmensnachfolge. Lauter nette ältere Herren, die ihre Firma verkaufen oder übergeben wollten. Mit einem kam ich am Abend – quasi klassisch beim Rotwein – ins Gespräch. Er erzählte mir von seinem Konzept für den dritten Lebensabschnitt. Und er hatte viele Fragen und wenige Antworten. Und er hatte Wünsche: Einen Bauernhof in der Schweiz kaufen, mit Freunden zusammenziehen, Cabrio und Van für gemeinsame Ausflüge, Reisen, usw, usw. Für mich ging damals der Marketingkronleuchter an.

Oder anders ausgedrückt: Ich beherzigte den Spruch des Volksmunds “Bei den Alten bist Du gut gehalten”.

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