Eine wunderbare Geschichte: Reiselust von Oma geerbt und zum Beruf gemacht
Schon als kleines Mädchen lauschte Daniela Köster gebannt ihrer reiselustigen Oma Erna, wenn diese von ihren Erlebnissen in England, Griechenland oder Italien berichtete. Von der Reiselust ihrer Oma angesteckt, hat die heute 43-Jährige das Reisen zu ihrem Beruf gemacht, zunächst als Flugbegleiterin und später als Reiseveranstalterin mit einem eigenen Unternehmen.
Heute ist ihre Oma 106-Jahre alt und immer noch neugierig, was ihre Enkelin so treibt. Wir von grosseltern.de haben mit Daniela Köster gesprochen und uns von ihrer besonderen Oma-Enkelin-Beziehung erzählen lassen.
grosseltern.de: Liebe Frau Köster, wie alt waren Sie, als Sie das erste Mal mit Ihrer Oma über Reisen gesprochen haben? Und in welchem Zusammenhang?
Die ersten Erinnerungen an Oma und das Reisen sind ganz praktisch. Schon als Kinder hat sie uns Enkel mit auf Reisen genommen. Meine erste Reiseerinnerung ist eine Winterreise nach Borkum mit den Großeltern, als ich sechs war. Später dann hat sie über ihre großen Reisen (Griechenland, Russland (in 1969!) und Tunesien) erzählt. Prägend für mich war vor allem ihre Aussage, wie dankbar sie dafür ist, all das in jüngeren Jahren erlebt zu haben, denn im Alter kann sie davon nun zehren.
Wie eng ist/war Ihr Verhältnis zu Ihrer Großmutter? Was bewundern Sie am meisten an Ihrer Großmutter?
Meine Oma ist für mich ein großes Rollenvorbild. In einer Zeit, als das Wort „Emanzipation“ noch ein Fremdwort war, hat sie sie schon gelebt. Ihre Mutter ist sehr früh verwitwet und hat drei Kinder alleine durchbringen müssen. Als Kind hat sie arbeiten müssen – und wusste schon dann, dass sie Schneiderin werden möchte und nicht „in Stellung“ bleiben möchte. Das hat sie durchgeboxt und hat mit 21 Jahren als erste Frau in ihrem Landkreis die Meisterprüfung im Schneiderhandwerk abgelegt. Bis sie 102 war hat sie noch alleine zu Hause gelebt und für sich selber gesorgt. Und jeden Tag ist sie spazieren gegangen und hat in ihrem Garten gewerkelt. Das Schlimmste ist Untätigkeit für sie.
Welche Rolle hat sie in Ihrem Leben gespielt?
Meine Oma ist „schuld“ daran, dass ich heute Reiseveranstalterin bin. Sie hat mir ihre Reiselust vererbt und mit den ersten Reisen und Erzählungen somit den Grundstein für meine spätere Berufswahl gelegt.
Welche Reiseerlebnisse bzw. -ziele Ihrer Großmutter haben Sie am meisten beeindruckt und warum?
Der Mut meiner Oma hat mich immer am meisten beeindruckt. Sie spricht kein Wort Englisch und ist doch kurz nach dem zweiten Weltkrieg alleine nach England gereist, um ihre beste Freundin zu besuchen, die mit ihrem englischen Mann kurz vor dem zweiten Weltkrieg dorthin gezogen war.
Was ist Ihre Großmutter für ein Mensch, was hat sie angetrieben, schon zu damaliger Zeit fremde Länder und Städte zu bereisen?
Meine Oma ist sehr wissbegierig und noch heute an der Welt und Politik interessiert. ‚Was sagst Du zu Putin, dem IS und Angela Merkel?‘ sind ihre Standardfragen, wenn wir sie besuchen. Die gleiche Neugierde hat sie auch in die Welt getrieben. Sie hat sich auf ihren Reisen lieber ein Mittagessen gespart, um noch eine weitere Sehenswürdigkeit sehen zu können.
Sind Sie auch mit Ihrer Großmutter gemeinsam gereist? Wenn ja, wohin und was ist Ihnen da besonders in Erinnerung geblieben?
Die wohl prägendste war als 11-jährige eine gemeinsame Reise mit meiner Mutter und meiner Oma zusammen nach England. Wir waren in Cambridge und ich habe beschlossen, dort einmal zu studieren – was ich dann auch gemacht habe. Vor allem in Erinnerung geblieben ist mir aber die letzte Reise zusammen mit meiner Oma. Die ganze Familie hat eine Kurzreise durch Bayern gemacht. Hier hat sie als junge Ehefrau wunderschöne Monate verbracht, als ihr Mann auf der Zahlmeisterschule in Benediktbeuern war. Für uns alle war es sehr berührend zu sehen, wie Oma noch einmal die Stationen ihre „Jugend“ mit uns gemeinsam wiedergesehen hat.
Welche Ratschläge oder Tipps Ihrer Großmutter beherzigen Sie heute noch bzw. geben Sie Ihren Kunden „mit auf die Reise“?
Jeder Euro für eine Reise ist gut investiert. Die Erinnerungen, die man sammelt, bleiben ein Leben lang. Mit wachen Augen durch die Welt gehen und so viel wie möglich anschauen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Daniela Köster (43) ist Geschäftsführerin des Reiseunternehmens Genuss Touren in München. Seit drei Jahren organisiert sie individuelle Reisen für Familien und Gruppen vor allem nach Afrika und in den Indischen Ozean. Mehr Informationen finden Sie unter www.genuss-touren.com
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