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Buchtipp: Jünger wären mir die Alten lieber

Ich mag humorvolle Bücher, die sich mit dem Leben im Alter beschäftigen – so viel sei vorweggesagt. Und ich mag Autoren und Autorinnen, die es verstehen mit ihrem Schreibstil den Leser ganz unbemerkt von einer Seite zur nächsten zu tragen. Kurz: Man kann nicht aufhören weiterzulesen. Monika Bittl hat so einen Schreibstil. Aus genau diesem Grund möchte ich Ihnen das Buch ‚Jünger wären mir die Alten lieber‘ vorstellen.

Der Text auf der Rückseite des Buches ‚Ich brauch keinen Rollator, ich hab eine Tochter‘ hat mich letztendlich abgeholt – kenne ich, dachte ich mir.

Das Buch beschreibt ein Thema, das früher oder später auf jeden von uns zukommt oder bei dem wir gerade mittendrin stecken. Die Eltern werden oder sind alt, und wir kümmern uns um sie, statt sie sich um uns. Für Monika Bittl steht der Humor bei den Alltagssituationen im Vordergrund, denn ein Leben als Senioren-Tochter ist höchst anstrengend, aber auch voller Überraschungen.

In 32 Kapiteln beschreibt sie ihre Erlebnisse, da geht es um die K-Frage, um Spießer, Sex, Drugs and Rock’n Roll und auch um ein blaues Dirndl. Bei der K-Frage geht es ausnahmsweise mal nicht um den Kanzler oder die Kanzlerin, sondern ganz banal um den Spagat, den Frau tagtäglich mit den drei K’s Kinder, Küche, Kerle zu absolvieren hat. So ist es normal, aber nicht mit alten Eltern, denn da kommt ganz schnell das vierte ‚K‘ um die Ecke – ‚Kümmern‘. Monika Bittl stellt fest, dass sich Frauen ab einem gewissen Alter nicht mehr nur im Dreieck der drei K’s, sondern im Quadrat der vier K‘s bewegen. Sie beschreibt dies so: ‚Vielleicht beziehungsweise sehr wahrscheinlich sind andere klüger als ich. Denn ich hatte mein ganzes Leben immer nur die ersten drei ‚Ks‘ im Kopf, aber nie das vierte. Ich habe einfach nie daran gedacht, was es wirklich bedeuten würde, wenn die Eltern alt werden. Ich habe das Ausmaß, das Kümmern, das vierte ‚K‘ unterschätzt.‘

Jünger wären mir die Alten lieber

Lese-Booster für Frauen, deren Eltern in die Jahre kommen

Verlagsgruppe Droemer Knauer GmbH & Co KG

August 2021

224 Seiten

Taschenbuch 12,99€

Über die Autorin: Monika Bittl, Jahrgang 1963, wuchs in einem 500-Einwohner-Dorf in Bayern auf und lebte nach einer journalistischen Ausbildung in Sizilien. Danach studierte sie an der LMU Germanistik und Psychologie und an der HFF Film. Es folgten Auslandsaufenthalte in Island und Ägypten. 1993 wurde sie endgültig sesshaft in München und freie Schriftstellerin.

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Und über das alltägliche Abenteuer schreibt sie:

Falls Sie in Ihrem Leben noch einmal einen ganz großen Abenteuertrip planen wie nackt den Kilimandscharo zu besteigen, mit einer amerikanischen Rakete auf den Mars zu fliegen oder die kolumbianische Drogenmafia mit ein paar Provokationen aufzumischen – vergessen Sie es! Sparen Sie sich den Gang ins Reisebüro oder die individuelle Planung samt Bestechungsgeldern, körperlichen Training sowie dem Kauf von Sprachführern und Ausrüstung. Denken Sie an den alten Spruch unserer Omas: Sieh, das Gute liegt so nah! Denn einen wahrlich aufregenderen Abenteuertrip mit größten Herausforderungen internationaler Dimensionen können Sie viel einfacher haben: Organisieren Sie einfach die Pflege zu Hause für Angehörige und vermeiden sie es im Weiteren, dieses Kapitel zu lesen, … Machen Sie s wie ich – stürzen Sie sich völlig unbedarft und naiv in dieses Experiment. Dann haben Sie Ihren Urenkeln später noch etwas zu erzählen‘.

Monika Bittl’s Buch ist ein humorvolles Lesebuch, eine Sammlung von Anekdoten und Lebensgeschichten, die nur jemand erzählen kann, der das Beschriebene erlebt hat. Mit Humor lassen sich die größten Herausforderungen, auch mit alten Eltern, meistern.

Die Autorin ist Jahrgang 1963 und stammt aus Bayern, ich auch. Vielleicht verbindet uns das auch irgendwie, aber die Situation mit den alten Eltern auf jeden Fall. Meine Mutter ist 92 und ich kann vieles das Monika Bittl schreibt einfach nur abnicken. Dank für dieses gefühlvolle, tiefsinnige und humorvolle Buch, das auch Männer betrifft.

Mein Fazit zu 'Jünger wären mir die Alten lieber'

Sollten alle lesen, die alte Eltern haben oder sich in diese Situation schon mal einfühlen wollen. Sie zweifeln noch?

‚Welche Windelgröße hat Ihr Vater? – Irgendwann hatte ich mich von dem Schock dieser Frage erholt und konnte zurückschlagen: Mein Vater braucht keine Windeln, und wenn er sie braucht, dann liegt es an ihrer beschissenen Institution! Das war natürlich höchst undiplomatisch und wenig kooperativ (also nicht zu empfehlen), aber bei mir ließ es erst mal Dampf ab.‘

Immer noch Zweifel?

Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Andreas Reidl

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