Mein Enkel Linus ist aufgeregt. Er hat in zwei Wochen Geburtstag. Dann wird er 5! Natürlich hat er viele Wünsche. Lego rauf und runter. Die Geschenkeliste ist bei Amazon hinterlegt. So läuft das heute. Wo ist die Zeit geblieben, frage ich mich. Gerade noch ein süßes Windelpaket mit Durchschlafproblemen – jetzt ein kleiner Mann mit logischen Denkfolgen und interessierten Fragen, die manchmal große Herausforderungen sind: Warum ist das Meer salzig und warum ist es bei Paulin (seiner Cousine aus Florida) warm, wenn es bei uns kalt ist? Man staunt und ist natürlich stolz über seinen Wissensdurst, macht es doch deutlich, dass sich da etwas bewegt in seinem Kopf.

Apropos Stolz. Ein ganz anderer Stolz wurde kürzlich sichtbar, als Mia, Linus‘ indische Freundin, mal wieder bei uns zu Besuch war. Linus hatte sein Fahrrad dabei, ohne Stützräder, Mia ihr Laufrad. Kaum auf dem Wendeplatz angekommen, ging die Show los. Auf dem Rad musste der kleine Mann erstmal zeigen, was er drauf hat. Nicht einfach nur Radfahren, nein. Linus – der sonst nach zwei Kilometern keine Lust mehr hat („Das ist so anstrengend, ich muss mich erstmal ausruhen“) – drehte seine Runden, in dem er abwechselnd den linken oder rechten Arm ausstreckte, dann die Füße hintereinander auf den Mittelholm stellte und sich aufrichtete, das Rad nur mit den Armen führend.

Mir wurde gang schwindelig vom Zusehen. Ihm auch, aber vor Stolz. Er musste seiner kleinen Freundin demonstrieren, wie toll er fahren kann. Sein triumphierender Blick sagte alles. Mir kam das irgendwie alles bekannt vor: „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht“. Typisch Mann, eben.