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Wann mit dem Kind zum Arzt: Wo helfen Hausmittelchen?

Praktische Tipps einer Hausärztin - Teil 1

Maria Hussain, eine Gastautorin von grosseltern.de, war viele Jahre als Hausärztin tätig. Die erfahrene Mutter und Großmutter hat den Eindruck, dass heute viele Mütter verunsichert sind und mit ihren Kindern zu schnell zum Arzt gehen. Wir haben Sie gebeten, uns ihre Sicht der Dinge und aus ihrer Erfahrung aufzuschreiben, denn sie ist eine Verfechterin alter Hausmittel und gibt gleich praktische Tipps! Sie erklärt, wann mit dem Kind zum Arzt gegangen werden muss.

 

„Beim Thema Erkältungskrankheiten gepaart mit der Frage nach bewährten Hausmitteln werden Sie als Großeltern möglicherweise an ihre Kindheit denken, als Hausmittel die gängigste Behandlungsart darstellten. Vielleicht haben Sie bei banalen Erkrankungen Ihrer Kinder diese Vorgehensweise übernommen. Heute habe ich den Eindruck, dass Eltern verunsichert sind und bereits bei „ein bisschen Fieber“ gleich zum Doktor laufen.

Verschreibt der Hausarzt zu schnell ein Mittelchen?

Dieser fühlt sich häufig verpflichtet, irgendein Mittel, seien es Globuli oder Tröpfchen, zu verordnen. Wohl gemerkt, ich rede hier von einfachen Erkältungen. Allerdings können sich diese zu einer beginnenden Mittelohrentzündung oder beginnenden Bronchitis (Entzündung der Atemwege) ausweiten. Auch Gliederschmerzen als Zeichen einer grippeähnlichen Erkrankung können hinzukommen. Die Übergänge sind fließend. Deshalb habe ich hier ein einfaches Beispiel herausgegriffen. Vergessen wir nicht: Wir alle haben unsere Selbstheilungskräfte in uns, der eine mehr, der andere weniger.

Was versteht man unter einer Erkältungskrankheit?

Jeder kennt Erkältungskrankheiten (siehe Infobox unten). Meist werden sie durch Atemwegsviren hervorgerufen. Bei Kindern sind je nach Altersgruppe (Säugling, Kleinkind oder älteres Kind) zahlreiche Ursachen möglich, die jeweils eine andere Vorgehensweise zur Folge haben können.

Wenn von 25 Kindern gleich sieben in der Schule fehlen …

Wir bilden im Laufe unseres Lebens Immunität gegen viele Krankheitserreger aus. Kinder haben diesen Prozess noch vor sich. Deshalb erkranken häufig Kinder, die in einer Kinderkrippe oder einem Kindergarten sind. So erzählte mir kürzlich mein Enkel, der in die dritte Klasse geht. „Oma, gestern haben von 25 Kindern sieben Kinder gefehlt“. Bringen die Kinder die Keime nach Hause, können diese dort auch ihre Runde machen. Positiv gesehen: Jetzt hat jeder sein Immunsystem trainiert und weitere Abwehrstoffe gebildet.

Meist beginnt eine Erkältung mit einer heiseren Stimme, einem Jucken im Nasen- und Rachenraum oder einem Schnupfen. Zu diesem Zeitpunkt ist jeder Betroffene am ansteckendsten. Auch wenn jedes Kind, jeder Erwachsene bei einer Erkältung besser zu Hause bleiben würde, ist das natürlich praktisch natürlich nicht immer umsetzbar. Allerdings sollte man bei Fieber (ab 38,5°C) oder bei erhöhter Temperatur und hohem Krankheitsgefühl tatsächlich daheim bleiben, um nicht seine Keime an die Umgebung weiterzugeben.

Was verstehe ich unter Hausmitteln bei Erkältungskrankheiten?

Einfache Erkältungen mit Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen bedürfen keiner besonderen Maßnahmen. Stellen wir uns aber und ein fünfjähriges Kind vor, das bei den Großeltern zu Besuch ist. Selten war es krank. Am Tag zuvor hatte es beim Fußballspielen mit dem Opa geschwitzt und die warme Jacke abgelegt. Jetzt stellt sich morgens heraus, dass es heiser ist, friert und zittert als Zeichen eines Temperaturanstiegs.

Meine Basisempfehlungen für die Pflege des Kindes sind:

  • Bettruhe und das Enkelkind verwöhnen mit Spielen, vorlesen, Musik hören. Ziel ist: Möglichst viel Schlaf. Warum? Durch die Ruhe verbraucht der Körper wenig Energie, die dafür sozusagen in die Gesundung investiert wird. Das Messen der Körpertemperatur ist zur Unterscheidung schwererer Erkrankungen unabdingbar.
  • Bei schweren Erkältungen und insbesondere bei Fieber ist es sinnvoll auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Man kann warme Getränke geben, z.B. warmes Wasser mit ausgepresstem Zitronensaft und Honig. Wichtig ist, dass unser kleiner Patient das auch gerne mag. Es hat keinen Sinn bitter schmeckende Tees aufzuzwingen.
  • Leichte Kost, mehrmals am Tag; Meist ist der Appetit vermindert. Es hat keinen Sinn ein Kind zum Essen zu zwingen. Hier kann ein Schokoladengetränk die Nahrungsaufnahme ergänzen. Wird leicht Verdauliches angeboten, so bleibt wiederum mehr Energie für den Heilungsprozess. Natürlich wäre es gut, wenn Obst, in kleinen Happen zubereitet, verzehrt wird.“

In Teil 2 lesen Sie, was bei Fieber, Husten und Ohrenschmerzen zu tun ist!

Was sind Erkältungen eigentlich?

grosseltern.de lehnt sich bei der Erläuterung an das Robert Koch Institut an:

Erkältungen beginnen meist schleichend, die Körpertemperatur steigt eher mäßig an und häufig steht ein Schnupfen im Vordergrund. In dieser Zeit bekämpft unser körpereigenes Abwehrsystem die Viren. Wenn wir Fieber bekommen, bedeutet das, dass unser Abwehrsystem gegen die Erreger arbeitet.

Bei kleinen Kindern und bei älteren, chronisch kranken Menschen kann auch eine Erkältung so schwer werden, dass ein Arzt um Rat gefragt werden muss. Man spricht dann von einer Grippeähnlichen Erkrankung, wenn Fieber da ist UND mit Husten oder Halsschmerzen einhergeht. Ob es sich tatsächlich um die „echte“ Grippe (oder Influenza) handelt, die durch das Grippevirus ausgelöst ist, kann auch Ihr Arzt letztlich nur durch einen Labortest nachweisen. Die Entscheidung zur Notwendigkeit der Durchführung eines Testes obliegt Ihrem Arzt.

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