Die Telefonate sind kurz, die Tochter wirkt abgelenkt, nicht ganz bei der Sache. Auch die Besuche sind spärlich geworden. Wenn Eltern und Kinder auf Distanz gehen, kann das für eine Partei ziemlich schmerzhaft sein. Es ist aber nicht unüblich und es kann für das Verhältnis von Eltern und Kindern sogar gesund sein, wenn Sie einige Dinge beachten.
Es kann kränken und verletzen, wenn die erwachsenen Kinder, die Eltern oder beide Parteien sich distanzieren. Was immer hilft, ist Empathie: Was würde ich machen, wenn ich in der Haut meiner Kinder stecken würde? Eine gute Möglichkeit, wie Sie die Gefühle und das Verhalten der Kinder besser nachvollziehen können, ist, wenn Sie sich auf das Verhältnis zu Ihren eigenen Eltern zurückbesinnen. Wie haben Sie sich damals von Ihren Eltern gelöst? Wie war das Verhältnis zu Ihren Eltern?
Eine Hauptaufgabe von Eltern ist es, die Kinder auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten. Manche Eltern haben diese Aufgabe so verinnerlicht, dass sie damit nicht mehr aufhören können. Auch wenn sie die Aufgabe längst erfüllt haben und die Kinder schon längst ein eigenes eigenständiges Leben haben. Dann können die Kinder die Eltern dazu bringen aufzuhören, indem sie diese meiden.
Aber auch Eltern können das Gefühl haben, sie brauchen eine Pause von ihren eigenen erwachsenen Kindern. Die Gründe dafür können Diskussionen, Streit oder Überforderung sein. Schließlich gibt es auch erwachsene Kinder, die zwar das Nest verlassen haben, aber immer noch regelmäßig die Hilfe der Eltern beanspruchen. Was dann helfen kann, ist ein gesundes Maß an Distanz.
Damit die Distanz zwischen Eltern und erwachsenen Kindern wirklich gesund und wohltuend für das Verhältnis ist, sollten beide Parteien offen darüber reden und einige Grundregeln etablieren. Der Wunsch nach Distanz sollte dabei immer respektiert werden. Dann sollten beide offen darüber reden, wie viele Besuche guttun und ab wann es für zu viel wird für Eltern oder Kinder. Dann sollten sich alle auf einige Rahmenbedingungen von Distanz und Nähe einigen – denn manchmal lehrt uns erst die Distanz, warum wir die Nähe brauchen.