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Freizeitgestaltung der Kinder früher und heute - was hat sich geändert?

Hat sich die Freizeitgestaltung von Kindern tatsächlich so massiv verändert oder ist sie sogar im Kern gleichgeblieben

Es lässt sich nicht abstreiten. All die technischen Hilfsmittel und modernen Kommunikationsmittel unserer Zeit haben Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung von Kindern. War es vor zwanzig Jahren noch so, dass Kinder einfach losgingen und an Türen klopften, um zu fragen, ob die Freunde Zeit haben, wird heute wohl eher zum Handy gegriffen und eine Nachricht geschickt. Viele Kinder spielen nur noch selten draußen, Fernseher, Computer oder Spielkonsole sind heute oftmals die Alternative. Aber ist das wirklich so? Hat sich die Freizeitgestaltung von Kindern tatsächlich so massiv verändert oder ist sie sogar im Kern gleichgeblieben und wird nur von technischen Errungenschaften unterstützt? Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

Nicht ohne mein Smartphone

Dass Kinder und Jugendliche das Smartphone kaum noch aus der Hand legen, wissen viele Großeltern zu genüge. Nicht umsonst sprechen viele Experten schon von der Smartphonesucht, die allerdings auch Erwachsene trifft. Aber die Liebe zum technischen Helferlein ist nicht grundsätzlich einer Abhängigkeit zuzuschreiben, sie stellt für viele Kinder ja auch eine unglaubliche Hilfe dar:

  • Fahrkarte: Schülertickets werden längst nicht mehr nur auf Plastikkarten ausgegeben, sie können auch als Smartphone-App genutzt werden. In diesem Fall muss ein Kind natürlich das Handy dabeihaben, wenn es von Freunden mit der Bahn oder dem Bus nach Hause fahren will.
  • Absprachen: Wo wir früher nach der Schule noch stundenlang am Telefon hingen und mit den besten Freunden gesprochen haben, mit dem späten Ergebnis, dass man sich treffen könne, erledigen die Kinder von heute Absprachen einfach per Messenger. Das Ergebnis ist dasselbe – nur kann vermutet werden, dass sie schneller ein Treffen organisieren, als die Eltern vor zwanzig Jahren.
  • Sicherheit: Das Smartphone nützt auch der Sicherheit. An dieser Stelle sind keine sogenannten Helikoptereltern gemeint, die ihren Kindern auf Schritt und Tritt nachkontrollieren, sondern schlichtweg rasche Mitteilungen an Eltern oder Freunde.
Gibt es denn auch negative Auswirkungen auf die Freizeitgestaltung von Kindern?

Natürlich, die kann es geben. Insbesondere in zwei Fällen:

  1. Weniger direkte Kommunikation

Viele Kinder kommunizieren während der Schule und ihrer Freizeit nur wenig. Die Kommunikation findet über das Smartphone statt, zumeist im Messenger. Hier wird sich mit Freunden ausgetauscht, doch wer manches Mal einen Blick in den Chat geworfen hat, der weiß, dass die Unterhaltung gerne aus Videolinks, Emoticons oder anderen Links besteht. Zudem laufen viele Kinder Gefahr, die gesprochene Sprache zu verdrängen und ihre persönliche Schriftsprache ins Gesprochene zu übertragen.

  1. Keine Ruhe vor den Eltern oder Großeltern

Sehr gut behütete Kinder haben durch das Smartphone praktisch keine Möglichkeit mehr, den normalen Abkapselungsprozess von den Eltern oder Großeltern zu erleben. Konnten Kinder früher einfach die Haustür hinter sich schließen und irgendwo mit Freunden im Wald oder Park verschwinden, haben Eltern und auch die Großeltern heute die absolute Kontrolle über das Kind. Nachrichten, ständige Anrufe oder gar GPS-Tracker verhindern, dass das Kind selbstständig im Rahmen seines Alters aufwächst.

Das Internet – die allwissende Quelle

Das Internet ist natürlich auch ein Meer an Informationen. Manche Erwachsene mögen nun sagen, dass Kinder einfach nur faul sind und überhaupt nicht mehr ohne Google zurechtkommen, das ist aber grundlegend falsch. Die heutigen Kinder sind an den technischen Fortschritt angepasst und haben ihn sich zu nutzen gemacht. Ob es um Freizeitplanung geht, um Fragen oder auch um Unterhaltung, das Internet ist für Kinder auch in der Freizeit unumgänglich:

Wissen ist Macht

Wer vor zwanzig Jahren mit Freunden ins Kino wollte, musste wahlweise donnerstags die Zeitung kaufen oder auf gut Glück zum Kino fahren, um zu sehen, wann was läuft. Heute? Ein Blick aufs Smartphone und das Kind hat sämtliche Informationen, die es benötigt. Die Freizeitgestaltung von Kindern lässt sich auf diesem Wege wesentlich einfacher planen und auch die Verabredung mit Freunden ist leichter – und schneller. Wenn bedacht wird, wie wenig tatsächliche Freizeit manche Kinder und Jugendliche heute haben, ist die internetbasierte Freizeitgestaltung natürlich grandios. Zudem gilt:

  • Lernen: Kinder von heute können gleich vor Ort im Internet schauen, wenn sie etwas nicht verstehen oder wenn sie etwas interessiert. Sie finden beim Spielen im Wald einen komischen Käfer? Das Internet verrät ihnen schon, was das ist.
  • Probieren: Viele Erwachsene lamentieren, dass sie damals Staudämme oder Baumhäuser gebaut haben und dass Kindern heute das Wissen fehle. Ist das so? Oder wissen Kinder nicht viel eher, woher sie notwendige Informationen im Handumdrehen erhalten?

Wichtig ist dabei allerdings, dass die Kinder gelernt haben, richtige von falschen Informationen zu unterscheiden oder welche Seiten und Portale vertrauenswürdig sind. Ansonsten laufen die Vorteile des Internets als unendliche Informationsquelle auch schnell in die falsche Richtung.

Es lassen sich noch etliche Beispiele anbringen. Die meisten Kinder wissen ganz genau, wie sie das Internet bestens in ihre Freizeitbeschäftigung einbringen, und sichern sich nicht selten über ihr Smartphone ab. Dennoch hat die Vernetzung ihre Nachteile, wie der nächste Abschnitt zeigt.

Wir spielen allein zusammen

Klingt komisch? Es entspricht jedoch der Realität. Gehen Kinder nicht raus, kann es sein, dass sie dennoch zum Spielen verabredet sind. Nur verläuft ein Spielnachmittag längst nicht mehr so, wie wir Großeltern es aus unserer Kindheit, oder der unserer Kinder kennen. Man hockt sich nicht mehr mit mehreren Personen zusammen und kramt die etlichen tollen Gesellschaftsspiele aus dem Schrank oder sitzt zusammen auf der Couch, damit jeder auf den Nintendo schauen kann. Die Spielkonsole schränkt ebenfalls nicht mehr so ein, wie früher. Spielen Kinder heute zusammen, sind sie doch allein in ihrem Zimmer:

  • Computerspiele: Viele Computerspiele sind internetbasiert und bieten einen Mitspielermodus. Die Freunde spielen jeder vom eigenen PC aus und kommunizieren im Chat. Bei verschiedenen Spielen kann jeder eine eigene Rolle übernehmen und es wird im Team zusammen gespielt oder auch gegeneinander angetreten.
  • Konsolen: Dasselbe gilt für Spielkonsolen. Auch sie sind mit dem Internet verbunden und erlauben das gemeinsame Spielen von unterschiedlichen Orten aus.
  • Mobile Spiele: Einen weiteren neuen Trend stellen mobile Games dar, die von jedem Ort der Welt aus gespielt werden können und natürlich ebenfalls Interaktion zwischen den Spielern erlauben. Die digitale Spielewelt hat sich im Laufe der Zeit immer mehr in diese Richtung entwickelt. Egal in welchem Genre sind die Spiele heute entweder als alternative Version für mobile Geräte erhältlich oder wurden speziell dafür konzipiert.

Doch auch die Nutzung sozialer Netzwerke oder von YouTube hat diesen Effekt. Kein Kind fühlt sich wahrlich einsam, doch ist jeder gleichfalls für sich. Komplett mit Nachteilen verbunden ist dieser Effekt natürlich nicht. Denn auch Kinder, die sich gesundheitlich gerade nicht mit anderen verabreden können, bleiben dem Freundeskreis erhalten. Und unternehmen die Freunde etwas gemeinsam, können sie das kranke Kind mit Fotos, Videos und Chatnachrichten am Spaß teilhaben lassen.

Neue Trends

Trotz des Fortschritts und der technischen Möglichkeiten hat sich nicht alles verändert. Denn die Kinder von heute verfolgen ebenso neue Trends, wie es die Kinder von vor zwanzig Jahren gemacht haben. Es mag sein, dass gerade Großeltern die Trends nicht immer verstehen, nur ist es ebenso gut möglich, dass kein Kind mehr nachvollziehen kann, warum wir früher Gummitwist so toll fanden. Es gibt in der Freizeit immer wieder Neuigkeiten, welche die Kinder vorziehen. Zu den Klassikern stehen momentan interessante Beschäftigungen hoch im Kurs:

  • Trampolinpark: Die Hüpfburgen und Trampolins kennt wohl jeder von Stadtfesten, allerdings entstehen mittlerweile ganze Indoorparks. Das hüpfende Paradies ist nicht nur für kleine Kinder perfekt, auch ältere Kinder und Jugendliche haben ihren Spaß. Der Vorteil: Die Bewegung ist garantiert inkludiert. Zudem gibt es in vielen Städten bereits Sportvereine, die das Trampolinspringen im Programm haben.
  • Laserparks: Mission Impossible ist für Kinder nicht unmöglich. In vielen Städten gibt es die Parcourshallen bereits, in denen sich die Kinder im Dunkeln um und über Objekte hinwegbewegen müssen.
  • Videos: Kinder werden zu Regisseuren und können mit Hilfe von Smartphones bereits selbst kleine Filme erstellen. Sämtliche sich bewegende Bilder stehen bei Kindern hoch im Kurs. Eltern oder auch Großeltern sollten hier aber darauf aufpassen, dass sie ihrem Nachwuchs die damit zusammenhängenden Rechte erklären.

Internet – der kleine Freund von Kindern

So grundlegend hat sich die Freizeit von Kindern früher und heute nicht verändert. Die Freizeitgestaltung von Kindern ist nur vielseitiger – was auch mit daran liegt, dass Kinder über das Internet wesentlich mehr erfahren. Das Internet hat quasi den Platz des unsichtbaren Freundes eingenommen, mit dem Unterschied, dass es online auch echte Antworten gibt.

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