Im Buch „Gelassenheit: Was wir gewinnen, wenn wir älter werden“ von Wilhelm Schmid, einer der erfolgreichsten philosophischen Publizisten in Deutschland, steht auf Seite 77 sehr konkret, was das Thema Generationen betrifft: „Neben der Liebe zwischen Eltern und Kindern ist es die zwischen Großeltern und Enkeln, die allen Beteiligten viel Sinn und Gelassenheit vermitteln kann.“ Für uns ein Grund, näher in das Büchlein zu schauen, das gerade die Bestsellerliste hoch geklettert ist.
Als ich „richtig“ jung war, ich bin Jahrgang 67, hieß es: „Sag nicht Oma zu der Frau, das ist eher ein Schimpfwort.“ Heute betonen viele Großeltern die Tatsache Enkel zu haben geradezu! Und das mit Recht, schreibt eben auch Wilhelm Schmid, der selbst Anfang 60 ist: „Kinder sind ein Grund für Gelassenheit beim Älterwerden, denn sie tragen das Leben weiter. Und sie stehen den Eltern in praktischen Dingen bei: Mit ihnen gelingt es, auf Tuchfühlung zur Zeit zu bleiben, die schneller davonrennt, als die langsamer werdenden Eltern hinterherkommen.“
„Wollen wir mal Opa anskypen?“
Seitdem es die Plattform grosseltern.de gibt, merken wir eines immer wieder: Vielleicht sind die Begegnungen zwischen den Generationen seltener, weil es heute weniger Großfamilien gibt, die am selben Ort leben. Moderne Medien ermöglichen es jedoch, auch über größere Entfernungen in Kontakt zu bleiben. „Wollen wir Opa mal anskypen?“, frage ich meinen Sohn häufig und der drückt dann auch gern das grüne Hörer-Symbol, um mit ihm zu sprechen und/oder ihn zu sehen.
Wilhelm Schmid, der mit seinem neuen Buch 10 Schritte zur Gelassenheit empfiehlt, geht noch einen Schritt weiter: „Meist finden die Enkel bei den Großeltern eine Idylle des Wohlwollens und der Gelassenheit vor, die entscheidend viel zu ihrer Entwicklung beiträgt.“ Was er meint, ist: Oma und Opa können sich selbst neu entdecken, wenn sie mit dem Enkel die Welt noch einmal neu erleben! Schön, wenn man eigene Enkel hat. Der Philosoph schreibt aber genauso strikt: „Und wenn da keine Kinder und Enkel sind? Dann ist es sinnvoll, dennoch den Umgang mit Kindern zu suchen.“ Auch bei grosseltern.de haben wir aus diesem Grund die Leihoma-Rubrik entwickelt.
Nicht jede (nötige) Melancholie ist gleich eine (schlimme) Depression
Wilhelm Schmid hat ein tolles Buch geschrieben, das den Nerv der Zeit trifft. Denn unsere Zeiten sind nun einmal erneut unruhig – die internationale Welt zunehmend verfeindet, Europa oft gespalten und die eigene kleine Welt kommt eben allein aufgrund der Tatsache des Älterwerdens schon mal ins Schwanken. Wobei Schmid durchaus zwischen Depression und Melancholie zu unterscheiden weiß. So benennt er „regelrechte Zeiten der Melancholie“, wie z.B. den Herbst. Sein Rat: „Oft geht sie gerade dann von selbst vorbei, wenn es möglich ist, sie gelassen gewähren zu lassen.“
Wie das geht? Buch bestellen und lesen, empfehlen nun wir. Auch, weil es sich super als Mitbringsel empfiehlt: Als gebundene Ausgabe kostet es nur 8 Euro.
Text: Elke Tonscheidt