Familienglück – was ist das? Entwicklungspsychologen wissen darüber eine Menge zu berichten. Dass auch Generationenprojekte dazu beitragen, wird immer stärker diskutiert. Klar, unsere Gesellschaft ist ja auch im Wandel, oder um Pasqualina Perrig-Chiello, Honorarprofessorin für Entwicklungspsychologie von der Universität Bern, zu zitieren: „Wir sind eine Vier-Generationen-Gesellschaft geworden und das hat grosse Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben. Die Leute werden zudem immer älter, und sie bleiben länger fit.“ Wie sich Generationenprojekte auswirken, dazu haben wir ein interessantes Interview gelesen, auf das wir hier verweisen möchten.
Ihre Themen sind spannend: Glücklich oder bloß zufrieden, fragt Pasqualina Perrig-Chiello zum Beispiel in einem ihrer älteren Beiträge und beleuchtet „Hintergründe und Fakten zum Paradoxon des Wohlbefindens im Alter“. Wer einmal einen Ihrer Vorträge gehört hat, weiß: Hier spricht eine interessante Persönlichkeit, die u.a. mit Prof. Dr. François Höpflinger, manche haben ihn als „Großeltern-Pabst“ abgespeichert, forscht.
Kürzlich hat die Presseagentur Kipa mit der Entwicklungspsychologin ein Interview mit dem Titel „Jede Generation hat ihren Mehrwert“ geführt, wir verweisen auf drei besonders anregende Passagen, die Fragen stellte Anna Miller. Die Antworten zeigen u.a. eines: Familiale Generationenbeziehungen haben sich verbessert. Gerade die Einbindung von Grosseltern in die Betreuung der Enkel sei stark angewachsen. Und um nur ein Beispiel aufzugreifen: Allein in der Schweiz werden jährlich für zwei Milliarden Franken im Jahr Enkelkinder gehütet, so die Wissenschaftlerin.
Kipa: „Frau Perrig-Chiello, welchen Nutzen haben Generationenprojekte für das Individuum?“
Pasqualina Perrig-Chiello: Solche Projekte geben Sicherheit und sind identitätsstiftend. Ich fühle mich in meiner Generationenidentität bestärkt – gleichzeitig lerne ich andere Generationen kennen und respektieren. Ausserdem sind sie bereichernd – Wissen weitergeben und entgegennehmen, das gibt mir ein gutes Gefühl.
Kipa: Die Familienbeziehungen haben sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Driften die Generationen in Familien auseinander?
Perrig-Chiello: Nein, im Gegenteil. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass familiale Generationenbeziehungen sich verbessert haben. Eltern kriegen die Jungen heute kaum mehr aus dem Haus, wogegen die Jungen früher nicht schnell genug Reissaus nehmen konnten. Auch die Einbindung der Grosseltern in die Betreuung der Enkel ist stark. Allein in der Schweiz werden jährlich für zwei Milliarden Franken im Jahr Enkelkinder gehütet.
Kipa: Wie sehen die Beziehungen zwischen den Generationen in der Gesellschaft aus? In den Medien ist von einem Generationenkrieg die Rede.
Perrig-Chiello: Ein Generationenkrieg, wie er in den Medien postuliert wurde, existiert nicht. Tatsache ist aber, dass die Generationen kaum Notiz voneinander nehmen. Man lebt in seinen Gruppen vor sich hin. Ein intergenerationales Denken ist noch nicht in der Gesellschaft angekommen – obwohl hier ein starkes Umdenken stattfindet.
Wir danken der katholischen internationalen Presseagentur kipa mit Sitz in Freiburg (Schweiz) dafür, dass wir diese Interview-Auszüge darstellen konnten. kipa berichtet über das nationale und internationale Geschehen in Kirche und Gesellschaft, auch mit » Reportagen, Dossiers und Interviews.