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Jeder fünfte Patient über 65 Jahren erhält falsche Medikamente

Laut einer aktuellen Studien der Barmer Krankenkasse nimmt jede fünfte Person über 65 Jahre die falschen Medikamente ein. Der Arzneimittelreport zeigt, dass vor allem eine falsche Kombination mehrerer Pillen das Problem sei, was zu gefährlichen Wechselwirkungen führen kann. Ärzte verlieren oft den Überblick über die Medikamenteneinnahme der Patienten und die Wechselwirkungen der vielen Arzneistoffe. Für die Studie wurden die Daten von rund 2,3 Millionen Versicherten über 65 Jahre erhoben.

Das Schmerzmittel Ibuprofen findet man inzwischen in fast jedem Haushalt. Bei der Einnahme dieses Schmerzmittels sollte man jedoch vorsichtig sein, denn mit bestimmten Blutdruck-Tabletten kombiniert kann dieses zu Nierenversagen führen. Trotzdem nehmen allein fast 230.000 Versicherte bei der Barmer-Krankenkasse diese Kombination ein. Ein anderes Beispiel ist das Mittel Methotrexat, das bei Krebs- und Rheumatherapie eingesetzt wird. Obwohl Patienten, die eine stark eingeschränkte Nierenfunktion haben, diesen Arzneistoff nicht einnehmen sollten, gibt es bei der Barmer nach Angaben noch 1.400 Versicherte, denen dieser fehlerhaft verschrieben wurde.

Jeder fünfte Deutsche nimmt heutzutage regelmäßig mindestens fünf Arzneimittel gleichzeitig ein – das zeigen die Zahlen der Erhebung. Ein grundlegendes Problem ist dabei, dass viele Patienten bei mehreren Ärzten gleichzeitig in Behandlung sind. Laut Arzneimittelreport sind das zwei Drittel der Versicherten. Für Ärzte ist es sehr schwierig einen Überblick über die Wechselwirkungen und Kombination der Medikamente zu bewahren, besonders wenn die Medikamente nicht vom gleichen Arzt verschrieben wurden. Hinzu kommt, dass Medikamente wie Ibuprofen in Apotheken frei verkäuflich sind und der Patient dem Arzt oft die Einnahme verschweigt.

Die Barmer will nun mit einem Pilotprojekt dagegenwirken, um vermeidbare Risiken früher zu erkennen. Mithilfe einer digitalen Plattform sollen zukünftig alle Medikamente, die ein Patient einnimmt, erfasst werden. Diese Daten sollen dann den behandelten Ärzten zum Abruf bereitgestellt werden. Dieses Modell basiert jedoch darauf, dass auch die Patienten selbst ihre Daten freiwillig und wahrheitsgemäß über ihre Selbstmedikationen abgeben. So eine Plattform kann einerseits durchaus hilfreich sein, um gefährliche Kombinationen und Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Es würde den Hausärzten helfen einen besseren Überblick zu bewahren. Andererseits ist es vor allem auch die Pharmaindustrie, die von solchen Datenerhebungen profitiert, weil sie dadurch gezielt und kalkuliert Medikamente auf den Markt bringen kann. Versicherungen dient es der effizienten Risikoberechnung.

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