Großeltern.de: Herr Capellmann, der Gedanke an das Sterben und den eigenen Tod fällt vielen Menschen in unserer Gesellschaft nicht leicht. Warum ist das so und inwieweit verändert sich hier vielleicht gerade etwas im Umgang mit diesen Themen?
Walter Capellmann: Wenn man wie ich aus der Versicherungswirtschaft kommt, befasst man sich zumindest in meinem Bereich schon aus beruflichen Gründen intensiver mit der Sterblichkeit des Menschen. Wir schauen uns daher regelmäßig an, wie unsere Gesellschaft damit umgeht und wie sich die Einstellungen der Menschen dazu über die Jahre hinweg verändern.
Dabei ziehe ich gerne den Vergleich zu den Niederlanden heran, wo die DELA Lebensversicherungen ihren Ursprung haben. In den Niederlanden pflegt man von jeher einen offeneren Umgang mit diesen Themen, das zeigt sich in der Art und Weise, wie miteinander darüber gesprochen wird. Wir alle kennen diese Offenheit in der niederländischen Kultur – was wirklich kein Klischee ist. Dieser kulturelle Unterschied wird aber auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass viele Niederländer sich bewusst mit dem eigenen Tod und den Folgen für ihre Angehörigen und Hinterbliebenen auseinandersetzen. Man möchte seine Angehörigen in der Trauer nicht noch zusätzlich belasten und kümmert sich, indem man die finanziellen und organisatorischen Fragen rund um die eigene Bestattung und Trauerfeier schon zu Lebzeiten für sich und seine Angehörigen regelt. Die Selbstbestimmtheit, die uns zu Lebzeiten so wichtig ist, wahren wir auf diese Weise über den Tod hinaus. Das ist für die meisten Niederländer eine Selbstverständlichkeit – es gehört zum Leben dazu.
Aber zurück nach Deutschland – ich denke, wir haben in den letzten Jahren schon sehr viel dazu gelernt. Wir beobachten auch hier bei uns, dass sich das Sterben und der Tod aus der gesellschaftlichen Tabuzone heraus bewegt haben. Lange Zeit waren dies Themen, mit denen sich niemand gerne befasst hat, die im öffentlichen Diskurs allenfalls am Rande eher im privaten Bereich stattgefunden haben. Heute spricht man mehr miteinander und auch öffentlich darüber – die Palliativmedizin und die Hospize sind gute Beispiele für einen offeneren Umgang mit dem Sterben von lieben Menschen. Vor einiger Zeit hatte sogar die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt ARD eine ganze Themenwoche im Fernseh- und Radioprogramm dazu und bringt das Thema heute in unterschiedlichen Facetten immer wieder auf ihren Sendern auf die Agenda.
Großeltern.de: Wie finden Sie mehr darüber heraus, wie sich unsere Gesellschaft zu diesen Themen verhält? Was treibt die Menschen an, über den Tod nachzudenken?
Walter Capellmann: Für uns als DELA ist es wichtig, dass wir ein Stimmungsbild der Gesellschaft bekommen, nah an unseren Kunden und deren persönlichen Bedürfnissen und Einstellungen sind. Wir wollen wissen, wie die Menschen über diese Themen denken, was sie bedrückt, was sie bewegt und wie sie gegebenenfalls auch handeln und vielleicht sogar selbstbestimmt Vorsorge betreiben. Das Meinungsforschungsinstituts YouGov führt deshalb regelmäßig für uns Studien durch, die uns eine über die letzten Jahre gewachsene Offenheit der Menschen in Deutschland bestätigen – über alle Altersgruppen hinweg. Aktuell haben gut drei Viertel aller Deutschen sich schon einmal Gedanken über den eigenen Tod gemacht. Die demografische Entwicklung in unserem Land führt mit dazu, dass für immer mehr Menschen das eigene Älterwerden auch den Anlass für eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod gibt. Häufig sind es auch Todesfälle und schwere Krankheiten im familiären Umfeld und im näheren Bekanntenkreis oder eine eigene schwere Krankheit, die den Impuls zum ersten Nachdenken geben und Menschen auch im persönlichen Umfeld darüber sprechen lassen.
Wenn unsere Gesellschaft es so weit geschafft hat, ist das aus meiner Sicht ein ganz großer Schritt hin zu einem offeneren und verantwortungsvolleren Umgang mit dem Sterben und dem eigenen Tod. Ein konsequenter nächster Schritt ist es dann, sich auch Gedanken über die Folgen für Angehörige und Hinterbliebene zu machen. Es geht um den Schutz und die finanzielle Absicherung der Liebsten, aber auch darum, beispielsweise alles für die eigene Bestattung und Trauerfeier geregelt zu haben. Wir alle können auf diese Weise unsere Angehörigen in einer schwierigen und emotional belastenden Lebenssituation entlasten, ihnen den notwendigen Raum für die Trauer geben und zugleich unsere eigene Selbstbestimmtheit über den Tod hinaus wahren. Das sollte ein Stück weit selbstverständlicher werden und auch in unserer Kultur verankert sein.
Großeltern.de: Ist das Thema vielleicht doch etwas, was die Generation der älteren Mitbürger, der Großeltern, erst noch lernen muss? Oder ist es opportun, wenn die jüngeren Familienmitglieder die älteren auf die Bestattungsvorsorge ansprechen?
Capellmann: Ich glaube, wir unterschätzen unsere älteren Mitbürger, die Großeltern-Generation, wenn wir ihnen diese neue Offenheit nicht zutrauen. Die Großeltern von heute sind häufig aktive Menschen, die gut informiert sind und neue Kommunikationskanäle wie das Internet zu nutzen wissen, sich zudem in Sozialen Netzwerken intensiv austauschen. Aber zurück zu Ihrer Frage: Sterben und Tod sind aus meiner Sicht wirkliche Generationenthemen, die über alle Altersgruppen einer Familie hinweg besprochen werden sollten. Da steht jeder gegenüber dem anderen in einer besonderen Verantwortung, der wir alle nachkommen können, indem wir über diese Themen miteinander sprechen und versuchen, sie frühzeitig zum Besten für alle Beteiligten zu regeln.
Ich nenne das gerne gelebte Generationenverantwortung, das ist griffig und bringt diese besondere Verantwortung, die wir als Menschen füreinander tragen, ob alt oder jung, am besten zum Ausdruck. Und ich kann nur sagen, dass es ein gutes Gefühl vermittelt, miteinander offen über diese Themen zu sprechen und wichtige, damit verbunden Vorsorgethemen wie beispielsweise Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht, Sorgerechts- und Organspendeverfügung und auch die Nachlassregelung geklärt zu haben.
Großeltern.de: Der Tod eines lieben Menschen ist für die Angehörigen nicht nur mit Trauer, sondern häufig auch mit vielen Aufgaben verbunden. Was kommt da auf die Betroffenen zu und welche Möglichkeiten gibt es, hier vielleicht schon frühzeitig vorzusorgen?
Capellmann: Vor noch gar nicht so langer Zeit war der Tod eines Angehörigen eine Angelegenheit, die Familien mit Unterstützung der Verwandtschaft und der Nachbarn auf sich genommen haben und gemeinsam bewältigt haben. Das ist auch heute – wohl mehr auf dem Lande – noch üblich. Doch unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Lebensläufe der jüngeren Generationen sind von häufigeren Wohnortswechseln geprägt – durch Ausbildung, Studium und Arbeit – und viele wollen oder müssen ihrer Heimat den Rücken kehren. Mehrere Generationen einer Familie unter einem Dach oder zumindest in einem Wohnort sind seltener geworden.
Umso häufiger stehen dann Angehörige, die nicht mehr vor Ort leben, vor der Aufgabe, plötzlich alles regeln zu müssen und dann womöglich auch noch die Kosten für eine Bestattung und Trauerfeier zu tragen – eine doppelte Belastung, die zur Trauer um den Angehörigen hinzukommt. Es müssen auch Entscheidungen über die Art und Weise der Bestattung, die Durchführung der Trauerfeier, die Trauerrede, den Grabschmuck und die Einladungen an die Trauergäste getroffen werden und alle diese Aufgaben erledigt werden – ganz abgesehen von möglichen Behördengängen. Eine große Hilfe für Angehörige sind Checklisten, wie wir sie bei der DELA entwickelt haben und sehr gerne allen Interessenten kostenfrei zur Verfügung stellen.
Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch sich einen würdevollen Abschied wünscht und viele Menschen auch eine ganz genaue Vorstellung davon haben, wie dieser gestaltet werden soll. Wir kennen diesen Wunsch, aber auch die Schwierigkeiten dabei, so etwas zu planen und auf diese Weise seinen Angehörigen diese Last zu nehmen. Daher haben wir bei der DELA einen Online-Abschiedsplaner entwickelt, der sich dem Thema auf fast spielerische Weise nähert, alle wichtigen Entscheidungen abfragt und auch die entstehenden Kosten ermittelt, um seine Wunschbestattung selbstbestimmt festzulegen und auf Wunsch alle damit verbundenen Aufgaben an einen Bestatter seines Vertrauens zu übertragen. Wir arbeiten dazu vertrauensvoll mit der Deutschen Bestattungsfürsorge zusammen, die alle Leistungen im Sinne des Verstorbenen erbringt.
Großeltern.de: Sie haben gerade schon die Kosten einer Bestattung und Trauerfeier angesprochen. Häufig sind die Angehörigen mit den Kosten überfordert, können diese vielleicht gar nicht aufbringen. Was passiert dann eigentlich?
Capellmann: Die Kosten einer Bestattung und Trauerfeier sind auch ein Thema in unserer aktuellen Studie. In der Tat werden von vielen Menschen die Kosten unterschätzt. Ein Großteil der Menschen schätzt die Kosten auf 3.000 bis 5.000 Euro, deutlich weniger gehen von 5.000 und 7.000 Euro aus. Die wenigsten Menschen nehmen einen höheren Betrag an.
Tatsächlich liegen die durchschnittlichen Kosten für eine Bestattung und Trauerfeier heute bei 6.000 bis 8.000 Euro, in vielen Regionen Deutschlands aber bereits deutlich darüber. Das wird für viele Angehörige eine erhebliche finanzielle und in dieser Höhe auch nicht erwartete Belastung darstellen, die zudem selten eingeplant ist. Per Gesetz sind die nächsten Hinterbliebenen in der Bestattungspflicht und müssen für diese Kosten aufkommen. Eine Ausnahme bildet hier allenfalls die nachweisliche Armut des Bestattungspflichtigen, der diese allerdings gegenüber dem zuständigen Sozialamt durch die Vorlage entsprechender Gehalts- sowie Vermögensnachweise dokumentieren muss. Das Sozialamt trägt dann die Kosten für eine sogenannte Sozialbestattung auf Grundlage einer fest definierten öffentlichen Kostenordnung.
Da ist es natürlich besser, wenn der Verstorbene selbst finanziell vorgesorgt hat, sodass für die Begleichung der Kosten das benötigte Geld zur Verfügung steht. Das immer noch häufig erwähnte Ansparen über ein Sparbuch oder gar einen Aktienfonds hat dabei den Nachteil, dass niemand vorher weiß, wann der Todesfall eintritt – es steht dann auch nur so viel Geld zur Verfügung, wie bis dahin angespart wurde. Zudem werden diese Sparformen nicht dem Schonvermögen zugerechnet, können also im schlimmsten Fall beispielsweise durch hohe Pflegekosten aufgezehrt sein, bevor sie für eine Bestattung zur Verfügung stehen. Besser ist es, und das sehen laut unserer Studie bereits 50 Prozent aller Deutschen so, eine zweckgebundene Sterbegeldversicherung in Betracht zu ziehen, die dafür einsteht, dass das benötigte Geld auch garantiert für die gewünschte Bestattung und Trauerfeier zur Verfügung steht. Sie zählt darüber hinaus auch zum Schonvermögen und ist dadurch vor dem Zugriff des Staates geschützt. Eine solche Versicherung ist oft schon zu kleinen monatlichen Beiträgen zu haben und gibt dadurch vielen Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmt für den letzten Weg im Leben vorzusorgen.
Walter Capellmann ist Hauptbevollmächtigter der DELA Lebensversicherungen in Deutschland. (www.dela.de)