Wie zufrieden sind Kinder in Deutschland? Das hat eine UNICEF-Studie ermittelt. Demnach steht Deutschland schlechter da als seine Nachbarländer. In einer repräsentativen Umfrage des Kinderhilfswerks gaben 75 Prozent der 15-jährigen Jungen und Mädchen an, mit ihrem Leben sehr zufrieden zu sein. Im Nachbarland Niederlande sind 90 Prozent der Kinder zufrieden, in der Schweiz sind es 82 Prozent und in Frankreich 80 Prozent. Der niedrigste Wert kommt aus der Türkei: Da gaben 53 Prozent der 15-Jährigen an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Danach kommen Japan und Großbritannien.
Der Wert ist nicht schlecht. Aber es bedeutet auch, dass ein Viertel aller Kinder im Alter von 15 Jahren nicht sehr zufrieden ist. Die Macher der Studie sind der Meinung, dass sich das Verhalten der Eltern auf den Nachwuchs überträgt. In Deutschland seien viele Eltern sorge- und angstgetrieben – das spiegele sich in den Kindern wieder.
Damit erreicht Deutschland Rang 14 von 41 untersuchten Ländern. Die Studie ermittelte auch, was dazu beitrage, dass Kinder unzufrieden seien. Neben mentalen Problemen kämpfen Jungen und Mädchen in Industriestaaten auch mit Übergewicht und unzureichenden Kenntnissen in der Schule. Vor allem die Sache mit dem Übergewicht beschäftigt die Jugendlichen: Der Anteil der Kinder mit Übergewicht stieg in den vergangenen Jahren. In Deutschland liegt er bei 27 Prozent.
Doch die Kinder heutzutage müssen sich auch mit ganz anderen Sorgen herumtragen: In vielen Ländern können Kinder mit 15 Jahren nicht ausreichend Lesen und Rechnen. Das bezieht sich vor allem auf jene, die in Bulgarien, Rumänien oder Chile leben. Bedenklich findet UNICEF aber, dass eins von fünf Kindern große Schwierigkeiten hat, neue Freunde zu finden. In Deutschland gaben 72 Prozent an, dass sie schnell Freunde finden. Das heißt, 18 Prozent der befragten Mädchen und Jungen haben große Probleme damit, Freundschaften zu schließen.
Die UNICEF kommt zu dem Schluss, dass viele der reichsten Länder der Welt daran scheitern, allen Kindern eine gute Kindheit zu ermöglichen. Wirklich gut machen das Norwegen, Island und Finnland, die laut Studie die besten politischen Maßnahmen ergreifen. Danach folgt Deutschland.
Das passt zum Bild, das das Sinus-Institut in seiner Studie Anfang des Jahres 2020 zeichnete. Demnach reift eine Generation heran, die zwar nicht ganz so pessimistisch ist, aber dennoch Sorge um Job und persönliche Perspektiven hat. Viele beschäftigen sich „ernst und problembewusst“ mit den Herausforderungen der Zeit. Dazu gehört vor allem der Klimawandel. Allerdings fühlen sie sich zu wenig gehört und ernstgenommen. Hinzu kommt, dass Familie und Heimat für Kindern zwischen 14- und 17 Jahren immer wichtiger werden. Sie suchen oftmals Zugehörigkeit, Halt und Orientierung und sehen sich selbst als bodenständig.
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