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Schilddrüsenerkrankung führt zu Depressionen und Angsterkrankungen

Wie hängt eine Schilddrüsenerkrankung mit Depressionen und Angsterkrankungen zusammen? Diese Frage haben sich Wissenschaftler der Universität Erlangen-Nürnberg gestellt. Das Ergebnis: 40 Prozent aller Depressionen und 30 Prozent aller Angsterkrankungen in Deutschland stehen im Zusammenhang mit der Schilddrüse. Diese Zahlen sind nicht gerade niedrig, bedenkt man, dass immer mehr Menschen mit der Schilddrüse Probleme haben. Wer mal in seinem Bekanntenkreis fragt, wird schnell feststellen, dass jeder Zehnte an einer Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion leidet. Doch leiden diese Personen auch an einer Depression oder Angsterkrankung?

Die Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg untersuchten Patienten die eine sogenannten Autoimmunthyreoiditis, die häufig zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt, haben. Zirka zehn Prozent der Menschen in Deutschland sind von dieser Erkrankung betroffen. Angsterkrankungen und Depressionen sind allerdings auch weit verbreitet. Laut Max-Plank-Institut für Psychiatrie erkranken etwa 20 Prozent der deutschen Bevölkerung in ihrem Leben an einer Angststörung. Für die Studie, die vor kurzem im Fachjournal „JAMA Psychiatry“ veröffentlicht wurde, wurden Daten von über 36.000 Teilnehmern in 21 voneinander unabhängigen Untersuchungen erhoben.

Die Autoimmunthyreoiditis ist eine chronische Schilddrüsenentzündung, bei der sich das Immunsystem gegen das körpereigene Schilddrüsengewebe wendet. Die Erkrankung beginnt schleichend und wird oft erst gar nicht von den Patienten wahrgenommen. Symptome einer Überfunktion sind unter anderem Unruhe, Schlaflosigkeit, Haarausfall, zitternde Hände und Durchfall. Bei einer Unterfunktion hingegen sind die Symptome Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Verstopfungen oder Heiserkeit. Autoimmunthyreoiditis tritt am häufigsten bei Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf.

Patienten haben oftmals keine Erklärung für die auftretenden Symptome. Es kommt immer wieder zu der Diagnose Depression oder Angsterkrankung ohne die Schilddrüsenwerte zu untersuchen. Die Hormone der Schilddrüse beeinflussen den Stoffwechsel und den Energiehaushalt. Eine Veränderung kann sich dann durchaus auf die Psyche des Patienten auswirken, gerade im Zusammenhang mit den Symptomen wie Unruhe, Anspannung oder Erschöpfung. Daher sollte man ruhig mal den Arzt darum bitten, die Schilddrüsenwerte zu untersuchen.

Aus der Studie ging hervor, dass Menschen mit Autoimmunthyreoiditis ein 3,5-fach erhöhtes Risiko haben eine Depression zu entwickeln. Bei Angsterkrankungen liegt das Risiko 2,4-fach so hoch, gegenüber gesunden Patienten. Die Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg schlagen nun eine neue Therapiemethode vor. Dabei sollen Antidepressiva, die keine Gewichtszunahme nach sich ziehen, den Patienten verabreicht werden. Zusätzlich wird die Einnahme von Selen empfohlen. Selentabletten werden allerdings von vielen Krankenkassen nicht bezahlt.

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