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Creative Arts Group: Musikbegeisterte Teenies und Großeltern in einem Verein

Musical „Atlantis” von Spies, Svanekier und Høg. Erzählt wird die tragische Geschichte zwei junger Liebender und einem Kriegshelden, der versucht der neue Herrscher von Atlantis zu werden.

120 musicalbegeisterte Menschen sind in einem Verein namens ‚Creative Arts Group‘ organisiert: Im Orchester oder im Chor, als Hauptdarsteller oder Tänzer. Zusammen führen sie jährlich ein Musical auf, das nicht nur jung und alt zusammen bringt, ganz viel Spaß macht sondern von dessen Einnahmen auch noch Teile der Überschüsse in gemeinnützige Projekte fließen. Als grosseltern.de davon hörte, wurden wir aufmerksam. Warum ist es so reizvoll, dass sich jung und älter gemeinsam engagieren? Wir fragten die künstlerische Leiterin des Ensembles, Annette Florin, zu den Einzelheiten.

Frau Florin, wie managt man 150 Kreative aus über 20 Nationen?

„Diese Aufgabe habe ich zum Glück nicht, wenn es um das Organisatorische geht. Das macht unser Vereinsvorsitzender Timo White im Großen und Ganzen. Er hat das gut durchstrukturiert und eigentlich wie in einer Firma organisiert. Jeder hat so seine Aufgaben, der eine mehr und der andere weniger. Aber Sie haben Recht, auch im künstlerischen Bereich ist das eine immense Aufgabe, so viele Menschen für die vielen Probentermine und die Aufführungen verbindlich einzuplanen. Zu Vereinsbeginn war das dann auch alles zweisprachig, aber mittlerweile sind unsere Vereinsmitglieder vorrangig deutsch oder sprechen perfekt deutsch.“

Auch die Altersspanne ist ja enorm, der älteste Künstler ist 75, die jüngste Teilnehmerin gerade mal Teenie. Ist das ein Reiz, die Jungen und die Älteren zusammen zu kriegen?

„Ja, das finde ich ganz besonders spannend und bereichernd. Ich liege mit meinem Alter so mehr oder weniger in der Mitte, schon mit Tendenz zu den Älteren zu gehören. Die Jungen geben so viel von ihrer Energie und Beweglichkeit ab, das ist schon schön, wie ein Jungbrunnen. Aber für viele Dinge braucht man bei einer solchen Produktion schon Lebens- oder Berufserfahrung: für die Gespräche bei Verhandlungen mit den Verlagen, den Bühnen oder auch untereinander. Ich merke auch, dass bei uns Freundschaften entstehen, die ganz altersunabhängig geschlossen werden. Wir haben alle ein gemeinsames Hobby und das schafft von selber eine sehr gute Basis zur Zusammenarbeit.“

Keiner verdient ja etwas, Hunderte von Proben werden absolviert. Wie wichtig ist ein solches Hobby für viele Menschen?

„Zum Teil wirklich sehr wichtig. Es gibt Teilnehmer, die mir erzählt haben, dass sie sich unglaublich entwickeln konnten aufgrund der Möglichkeit, auf der Bühne zu stehen. Wieder andere haben hier die Möglichkeit in einem Orchester zu musizieren oder in einem Chor zu singen. Kreativität macht glücklich, ich glaube, dass haben viele erkannt – und dann engagiert man sich auch.“

Wer Profitheater sehen will, der kann ja zu den städtischen Bühnen gehen, aber Amateurtheater hat seinen ganz besonderen Reiz.

Können Sie ein konkretes Beispiel für eine gute, vielleicht auch rührende Zusammenarbeit im Ensemble nennen?

„Bei unserer Jesus Christ Superstar-Produktion haben der älteste und der jüngste Teilnehmer zusammen an einem Pult in der zweiten Geige gesessen; das zu sehen und wie sie sich gegenseitig halfen, das fand ich schon sehr schön. Und dann ist da natürlich das Publikum, das so stolz ist auf die Angehörigen auf der Bühne. Hier erlebt man durchaus viel Bewunderung für das Hobby oder auch den Mut, auf einer so großen Bühne zu stehen. Oder wenn Familienmitglieder im Programmheft suchen, wo ihre Mutter/Vater/Schwester aufgeführt sind. Das ist immer wieder rührend zu beobachten.“

Warum sind Laientheater etwas anderes oder zugespitzt: Warum braucht man „sowas“, wo es doch die Oper, das Kabarett etc. gibt?

„Kreativität stärkt die Persönlichkeit, das heißt vor allem für die Mitwirkenden ist so eine Truppe sehr fruchtbar. Aber auch der Zuschauer hat bei uns die Gelegenheit, Musicals von ansprechender Qualität zu einem bezahlbaren Preis zu erleben. Wer Profitheater sehen will, der kann ja zu den städtischen Bühnen gehen, aber Amateurtheater hat seinen ganz besonderen Reiz. So viel Freude, Engagement und Herzblut erlebt man an Profibühnen selten.“

Was ist das ganz Besondere an ihrem Verein?

„Das haben wir eigentlich eben schon angesprochen: diese Vielfalt, d.h. die vielen Talente, die vielen Generationen, die vielen Aufgaben, die zu bewältigen sind und vor allem, dass wir an einem gemeinsamen Ziel, nämlich der Show arbeiten. Das haben nur wenige Vereine, hier trifft man sich meistens um zu angeln, zum Skat oder Sport oder was auch immer. Wir haben ein Ziel, das wir gemeinsam erreichen müssen. Ich glaube, das ist das Entscheidende bei uns.“

Interview und Text: Elke Tonscheidt

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