Autofahren im Alter ist ein heiß diskutiertes Thema: Immer wieder fordern Stimmen, dass Senioren sich erneut einer Führerscheinprüfung unterziehen sollten. Doch was ist dran an dem Gerücht, dass Senioren eine Gefahr für den Straßenverkehr sind? Wir klären, wie sich das Autofahren im Alter verändert, wie man weiterhin sicher unterwegs ist und wann es vielleicht Zeit ist, den Führerschein abzugeben.
Die Sehstärke nimmt ab, man hört nicht mehr so gut, die Bewegungsfähigkeit wird schlechter – alles Phänomene, die man aus dem Alter kennt. Doch was bedeutet das fürs Autofahren? Viele denken bei älteren Menschen am Steuer direkt an Schlagzeilen wie „Senior fährt in Schaufenster“ oder „Senior verursacht Domino-Unfall“. Bei gefährlichen Unfällen, die von älteren Menschen verursacht werden, stehen oft alle fahrenden Senioren im Fokus der Öffentlichkeit. Doch was ist da statistisch gesehen überhaupt dran?
Junge Fahrer bauen statistisch gesehen mehr Unfälle
Die Zahlen geben Kritikern teilweise recht. Autofahrer über 75 Jahren, die in einen Unfall verwickelt waren, haben diesen laut statistischen Bundesamt in 75 Prozent der Fälle selbst verursacht. Das Klischee, dass Ältere viel mehr Unfälle verursachen als Jüngere stimmt so aber nicht. Statistisch gesehen bauen junge Fahrer die meisten Unfälle: 18- bis 24-Jährige verursachen rund 41.000 Unfälle pro Jahr. Menschen, die über 75 Jahre sind, verursachen hingegen nur 15.700 Unfälle pro Jahr, also weniger als die Hälfte.
Trotz dessen kommen mit dem Alter sensorische, kognitive und motorische Einschränkungen, die für das Autofahren durchaus relevant sind. Wir haben eine Checkliste für Fahrer und Angehörige erstellt, die auf Einschränkungen hinweist, die man nicht unterschätzen sollte.
Pflicht zur Wiederholung des Führerscheins einführen?
Das alle Senioren den Führerschein abgeben sollten ist natürlich Schwachsinn und auch eine allgemeine Pflicht, die Führerschein-Prüfung im Alter zu wiederholen ist nicht unbedingt sinnvoll. Die Fähigkeit Auto zu fahren hängt immer mit dem Individuum zusammen, nicht jeder Senior ist gesundheitlich beeinflusst und viele fahren auch im hohen Alter noch deutlich besser als ihre jungen Mitmenschen. Trotzdem können Alterserscheinungen, gesundheitliche Probleme und Medikamenteneinnahme dazu führen, dass die Fahrtüchtigkeit nachlässt. Oft hilft ein Gang zum Arzt: Eine neue Brille, ein Hörgerät oder die Anpassung von Medikamenten können helfen, sich weiterhin sicher im Straßenverkehr zu bewegen.
Fahrtraining für Senioren
Außerdem kann ein sogenanntes Fahrsicherheitstraining Senioren helfen, im Straßenverkehr fit zu bleiben. In der Regel werden dabei praktische Fahrstunden mit dem eigenen Auto gemacht. Ein Fahrtrainer begleitet den Teilnehmer und geht auf seine spezifischen Interessen ein. Solche Trainings für Senioren werden von vielen Fahrschulen, vom ADAC, AVD und ACE, von der Verkehrswacht oder auch von Volkshochschulen angeboten.
Studien haben gezeigt, dass diese begleiteten Fahrten deutliche Verbesserungen mit sich bringen. Dabei kommt es nicht darauf an, was trainiert wird oder ob man tatsächlich schon Einschränkungen hat: Professionelle Unterstützung und eventuell eine Auffrischung der Verkehrsregeln, die man ja vor vielen, vielen Jahren gelernt hat, können sich nur positiv auf die Mobilität auswirken. Das Training hat dabei keinerlei negative Konsequenzen: Es kann einem keinesfalls der Führerschein entzogen werden!
Wie handle ich als Angehöriger?
Wenn man merkt, dass bei einem Angehörigen die Fahrkünste nachlassen, kann das zu einem komplizierten Thema werden. Meist erkennen Außenstehende bestimmte Probleme eher als die Betroffenen selbst: Als Beifahrer will man am liebsten mit bremsen, weil der Fahrer zu spät reagiert, es passieren immer öfter kleine Unfälle oder Fast-Unfälle. Der ältere Autofahrer tut Anzeichen oft als Kleinigkeiten ab und spielt sie runter, denn Autofahren im Alter ist ein schwieriges Thema. Meist sind die Senioren 50 oder 60 Jahre erfolgreich Auto gefahren, da lässt man sich nicht gerne rein reden. Sich einzugestehen, dass die Fahrkompetenz nachlässt, kann ein beängstigender Schritt sein.
Der Idealfall ist es, dass man als Angehöriger die eigene Einsicht des Fahrers fördert. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefordert. Kinder und auch Enkel können anbieten, Fahrten zu übernehmen. Als Beifahrer sollte man Rückmeldungen und Tipps geben, Vorwürfe hingegen sind meist kontraproduktiv.
Wir haben einen kleinen Test für Sie vorbereitet. Diese sieben Fragen kommen so oder so ähnlich in der theoretischen Fahrprüfung vor. Würden Sie die Theorie noch bestehen? Machen Sie einfach den Test!