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Zeugnis mit Augenmaß belohnen - wie kann das funktionieren?

Zeugnis mit Augenmaß belohnen - wie kann das funktionieren?

Gar nicht mehr so lang dauert es, bis wieder das Jahreszeugnis ansteht. Für viele Kinder mit guten Noten, für einige mit weniger guten Noten. Wie auch immer die Noten aussehen: Loben und Belohnen ist wichtig. Der Nürnberger Schulpsychologe Ingo Hertzstell rät in diesem Zusammenhang: Belohnt werden sollten nicht die Noten, sondern die Arbeitshaltung. Will meinen, dass für ein Kind, das sich anstrengen muss, um gute Noten zu kriegen, die Belohnung viel wichtiger sei „als für einen Schüler, der sich sehr leicht tut“. Zeugnis belohnen – aber wie? Welche Art von Belohnung für ein erfolgreich beendetes Schuljahr angemessen ist, müssten Eltern & Großeltern individuell entscheiden. Materielle Dinge sind dabei nicht das einzig Wahre, ein gemeinsamer Familienausflug zählt oftmals genauso viel oder mehr. 

Zeugnis

Und grundsätzlich kann man doch nur feststellen: Das Zeugnis – auch wenn es vielleicht in dem Jahr nicht so gut ausfällt – ist eben auch nur ein Stück Papier; eine Momentaufnahme der letzten Monate. Nichts, was auf Dauer in Stein gemeißelt ist …

Ein kleines braunes Quadrat, mit einer einzigen Aussage drauf: „Liebe Kinder, wir lieben Euch, nicht Euer Zeugnis. Alle Eltern.“ Dieser Spruch hatte es offenbar in sich. Oder anders gesagt: Das Thema Zeugnisse scheint auch Großeltern auf den Nägeln zu brennen. Da hatte sich der Berliner Radiosender 104.6 RTL Berlins Hit-Radio also etwas offenbar sehr Wahres wie Aktuelles einfallen lassen: Wir hatten dieses Bild in unserem Facebook-Kanal gezeigt und sehr viele Kommentare in kurzer Zeit bekommen, die wir anschließend noch einmal zusammengefasst haben.

Eins zieht sich wie ein roter Faden durch die Kommentare: Der Wert von Zeugnissen wird angezweifelt – und die Liebe zum Enkelkind steht an vorderster Stelle. Egal, welche Noten auf dem Papier stehen. „Kein Mensch ist vollkommen“, schreibt Bärbel und sie weiß: „Man kann eben das Wissen nicht einprügeln oder mit anderen negativen Konsequenzen drohen oder ausführen.“

Eine andere Oma hebt auf die Spätzünder ab und betont: „Bei einem kommt es früher, beim anderen später. Aber stolz kann man immer auf seine Kinder sein.“ Das sieht Agnes sehr ähnlich: „Ich liebe meine Enkelin auch ohne Zensuren! “Doris sieht es fast ein wenig philosophisch: “Manche Kinder lernen ohne zu „lernen“ – und manche lernen und schaffen trotzdem keine guten Noten. Negative Reaktionen sind immer falsch und verunsichern die Kinder.“

„Wir waren früher auch nicht immer die Besten.“

Aufgrund ihrer Lebenserfahrung können sich Großeltern ja auch gut daran erinnern, wie es früher bei ihnen war. So kommentiert Petra: „Bitte nicht vergessen, wir waren früher auch nicht immer die besten. Haben auch mal schlechte Noten nach Hause gebracht.“ Bei Margarete und Ursula war es wohl genauso, sie schreiben fast unisono: “Wir waren früher auch nicht immer die besten. Strafen hat mit „Erziehung“ nix zu tun. Liebe, Geduld und Verständnis sind das A und O für Kinder.“ Und Oma Lieselotte unterstützt: „Meine Kinder bekamen Trost und Drückerchen und trotz schlechtem Zeugnis ein kleines Trostpflastergeschenk. Heute mach ich es bei meinen Enkelchen genauso, denn Schule soll Spaß machen, auch wenn mal was danebengehauen wird, oder?“

Vera führt die größere Gelassenheit von Großeltern an, die heute helfe Zeugnisse so zu akzeptieren, wie sie für den Moment eben sind und schreibt: „Aber auch bei meinen Kindern gab`s von uns kein Donnerwetter bei schlechten Zensuren.“ Eins aber kam auch bei ihr gar nicht gut an: „Faulheit habe ich allerdings nicht akzeptiert. “ Vroni geht noch einen Schritt weiter und würde Zeugnisse abschaffen: „In der Walldorfschule gibt es auch keine, die Eltern müssten bestraft werden, die ihre Kinder schelten.“ Und fragt kritisch in die Runde: „Vielleicht liegt es auch ihnen, wenn das Zeugnis schlecht ausfällt? “

„Blöde Zeugnisse geben die Verstimmung der Lehrer wieder.“

Birgit ist manchmal schlicht fassungslos: „Die Kleinen können einem manchmal leid tun. Mein Enkelkind geht in die 3. Klasse und wenn sie im Test drei Fehler haben, gibt’s eine Drei minus bis Vier, da fehlen mir die Worte. “ Vielleicht liegt es daran? Denn Oma Doris merkt schmunzelnd an: „Blöde Zeugnisse? Die geben nur die Verstimmung der Lehrer wieder.“

Das Tempo, mit dem Kinder lernen, ist jedenfalls sehr unterschiedlich, das anerkennt auch Ulrike: „Der eine hat einen kleinen Berg zu ersteigen, der andere einen großen. Und jeder kommt auf die oder andere Weise drüber. Wenn er weiß, wer hinter einem steht. “ Das Thema der Unterstützungsleistung ist auch Angelika wichtig, wenn sie anmerkt: „Heute ist es nicht so toll, das nächste wird eben besser. Man kann ja auch liebevoll mithelfen.“

Zwei Leser-Meinungen zum Schluss: So merkt ein Mütter-Netzwerk an: „Das Bild sollte eine Pflicht-Beilage für jedes Zeugnis werden! “ Und Ortwinia drückt ihre Unterstützung in sechs Wörtern zum Ausdruck: „ … ist eben nicht jeder ein Einstein.“

Bild: 104.6 RTL Berlins Hit-Radio

Empfehlungen für die Sommerferien

Eltern sollten ihren Kindern eine Erholungszeit von mindestens drei bis vier Wochen gönnen, empfiehlt in Bayern der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband. Und diese Regel sollte natürlich für alle anderen Bundesländer ebenso gelten!

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