Es ist diese wunderbare Situation. Man hat gerade erfahren, dass man Großeltern wird, sitzt mit dem oder der Partner:in im Wohnzimmer und erinnert sich daran, wie es vor knapp 20 Jahren war, als man selbst Eltern wurde. Und man weiß genau, dass das eigene Kind sich jetzt, gemeinsam mit dem anderen Elternteil, dieser schwierigen Frage auseinandersetzen wird, die man selbst beantworten musste: Wie soll das Kind nun heißen?
Der Kevinismus
Mit den Vornamen ist das so eine Sache. Immerhin ist dies eine große Entscheidung, welche das Leben des Kindes bis in die weit entfernte Zukunft prägen und beeinflussen wird. Die Beliebtheit einzelner Vornamen kann sich mit der Zeit aber stark verändern und ist Modeerscheinungen unterworfen.
Der Name Kevin war ursprünglich durchaus positiv konnotiert. Er entstammt dem Irischen und setzte sich aus „lieb/teuer, edel, schön, geliebt, zur Familie gehörig“ sowie „Geburt, Kind“ zusammen. Ein Kind namens Kevin gehörte also zur Familie – und zwar von Beginn an. Nach der Anglisierung übersetzte man den Namen als „hübsch/anmutig von Geburt“.
Bekannt und beliebt wurde der Vorname durch den Film „Kevin – Allein zu Haus“ sowie den Schauspieler Kevin Costner. Es gab plötzlich viele Kevins, was die Stimmung und die Zuneigung zu diesem Namen kippen ließ. Und schon wollte niemand mehr seinen Sohn Kevin nennen.
Die Top 10 der deutschen Vornamen 2022
So stellt sich natürlich die Frage, wie man das Kind nennen will, wenn man nicht möchte, dass es sich auf die nächsten Jahrzehnte hinweg entsprechende Sprüche anhören darf?
Es gibt diverse Listen für Vornamen, die vermutlich im kommenden Jahr von einer gewissen Beliebtheit sein werden.
Elias, Liam, Levi, Nelio, Linus, Julian, Sebastian, Kian, Luca und Noah sind die Top 10 der männlichen Vornamen, während Nala, Emilia, Emma, Lina, Sophia, Mia, Lena, Lea, Leonie und Johanna die weiblichen Gegenstücke darstellen.
Wenn man es exotischer mag, bieten Matteo (Platz 16), Yusei (Platz 28), Ben (Platz 34), Fiete (37) oder Kilian (Platz 47), respektive Lia, Lara, Ava, Malea oder Lio entsprechende Optionen.
Oder man greift gleich zur inzwischen bekannten Liste der Namen, die von deutschen Standesämtern akzeptiert wurden. Wie wäre es denn mit Champagna, Frodewin, Cinderella-Melodie oder Matt-Eagle?
Stellen wir uns doch mal die Frage, was die Top-Ten-Namen eigentlich bedeuten.
Elias
Hierbei handelt es sich um die Latinisierung des altgriechischen Wortes Ἠλίας sowie des hebräischen Wortes Elijáhu. Die Namensbedeutung ist „Mein Gott ist JHWH“, während der Name selbst auf den Propheten Elija zurückgeht.
Nala
Wer jetzt an die Löwin aus dem Film „The Lion King“ denkt, liegt damit gar nicht so falsch, denn der Name „Nala“ bedeutet Löwe auf Suaheli. Eine weitere Übersetzung ist „Das Geschenk“, während der Name im Arabischen auch „Honigbiene“ bedeutet.
Liam
„Der entschlossene Beschützer“, beziehungsweise „der Willensstarke“. Es handelt sich hierbei um die Kurzform der anglisierten Version von Wilhelm, William.
Emilia
Interessant hierbei: Der Name ist vom Geschlecht der Aemilier abgeleitet, bei dem es sich um eine sehr bedeutende Künstlerfamilie des alten Roms handelt. Allerdings ist es auch die weibliche Form von Emilio oder Emil, so dass es auch „die Eifrige“, respektive „die Ehrgeizige“ heißen kann, da es vom lateinischen Wort „Aemulus“ abgeleitet wurde, was „Rivale“ oder „Konkurrent“ bedeutet.
Levi
Der Name geht auf den Namen des dritten Sohnes von Jakob und Lea zurück.
Emma
Der Name stammt aus dem Althochdeutschen, bedeutet „die Große“, respektive „die Allumfassende“ und hat seine Wurzeln im Namen „Irmhin“.
Nelio
Entstammt dem Spanischen und ist die Kurzform des Namens „Cornelius“, was einem altrömischen Familiennamen entspricht.
Lina
Ist nicht die weibliche Variante des folgenden „Linus“, sondern eine Kurzform von Namen, die auf „Lina“ endeten. Diese hat sich im Lauf der Zeit zu einem eigenen Namen verselbstständigt.
Linus
Entstammt der griechischen Mythologie, wo Linos, mit einem O, dem Halbgott Herkules als Lehrer diente. Sein Vater war Apoll. Außerdem stellt der heilige Linus den ersten Nachfolger Petrus in seiner Funktion als römischer Bischof dar.
Sophia
Bedeutet „die Weise“, oder „die Tugendhafte“.
Mia
Die Kurzform von Maria oder Mirjam. Die Übersetzung: „Das Geschenk Gottes“, „Die Widerspenstige“ und „Die Geliebte“.
Julian
Als Ableitung von Julius bedeutet der Name „aus dem Geschlecht der Julier stammend“, wo übrigens auch die weibliche Form „Julia“ herkommt, sowie „der dem Jupiter geweihte“. Die Julier waren, wie auch schon die Cornelier und die Aemilier ein Patriziergeschlecht.
Lena
Hierbei handelt es sich entweder um die Kurzform von Helena oder von Magdalena. Erstere war die Tochter von Zeus und Leda, die er als Schwan verführte, letztere zieht ihre Bedeutung aus „Maria Magdalena“, wobei „Magdala“ ein Stadtname zur Zeit Jesus war, die sich am See Genezareth befand. Dieser Stadtname geht auf das Wort für „Turm“ auf Hebräisch oder Aramäisch zurück
Sebastian
Bezieht sich auf „Sebaste“, einen Ort in Kleinasien. Sebastian – in seiner Eigenschaft als „der Mann aus Sebaste“, bedeutet, da sich der Ort von „erhaben“ ableitet, „der Erhabene“, „der zum Kaiser gehörende“.
Lea
Der Name entstammt der Bibel. Wir erinnern uns an den Namen „Levi“, dessen Mutter Lea war. Eine mögliche Namensherkunft: eine weibliche Form des Namens „Leo“, also „der Löwe“, weswegen Lea „die Löwin“ wäre.
Kian
Stammt einerseits aus dem Irischen und stellt die anglisierte Version von „Cian“ dar. Hier bedeutet der Name „lang“ oder „andauernd“. Dann existiert der Name auch im persischen Sprachraum, wo er die Bedeutung „König“ innehat.
Leonie
Die weibliche Form von Leon oder Leo. In dieser Funktion würde es „Die Löwin“ bedeuten, allerdings kann Leonie auch die Kurzform des Namens „Eleonore“ darstellen, was auf „Alienor“ zurückgeht, was „die Andere“, „die Fremde“, „die Leuchtende“, „die Strahlende“ oder „die Sonnenhafte“ bedeutet, wobei „Ali“ als germanisches Wort für „anders“ oder „fremd“ das operative Wort ist.
Luca
Kommt von Lukas, was wiederum eine Ableitung des Namens Lucius ist und sich von „Licht“ also „Lux“ herleiten könnte.
Johanna
Hierbei handelt es sich um die weibliche Form des Namens „Johannes“, einem der Apostel.
Fazit
Das Thema, wie man sein Kind nennen könnte, kann dazu neigen, entweder Verwirrung auszulösen, großen Beifall zu generieren oder die Gemüter zu erhitzen. Sönke Wortmann hatte zum Thema ein Theaterstück als Film adaptiert.
Und welche anderen kreativen Namen Eltern ihren Kindern gegeben haben, erfährt man, wenn auch nur auszugsweise, bei der Lektüre der Geburtstagsinserate in Tageszeitungen. Wahlweise sieht man es auch am Tag der Einschulung, wenn die Kinder aufgerufen werden und mit ihren Schultüten dem Ernst des Lebens freudig entgegentreten. 😊