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Jürgen Hingsen: Erinnerungen an die Olympiade 1972 in München

Zehnkämpfer Jürgen Hingsen erinnert sich an die Olympiade 1972

Wir haben Jürgen Hingsen, Zehnkampf-Ikone und Coach für Fitness- und Gesundheit von grosseltern.de, befragt, welche Erinnerungen er an die Olympischen Spiele 1972 hat.

Hallo Jürgen, welche Erinnerungen hast Du an die Olympiade 1972 in München?

Ich war damals 14 Jahre alt und hatte mit dem Vier-Kampf begonnen. Ich habe Kugelstoßen, Diskus und Speer probiert. Auch beim Hochsprung war ich dabei. Damals kam gerade der Fosbury-Flop auf. Keiner wusste so richtig wie man die Kurve im Anlauf richtig läuft. Irgendwann hatte ich aber den Bogen raus und wurde Kreis- und Landesmeister im Hochsprung. Auch Ulrike Meyfarth, die als 16-jährige die Goldmedaille gewann, hat mich zu dieser Zeit fasziniert.

1972 startet bei Olympia auch Mykola Awilow im Zehnkampf, er als Sportler und die Disziplin haben mich in den Bann gezogen. Durch die Leistungen von Awilow (Goldmedaille Olympiade 1972) angespornt, startet ich mit 16 Jahren den Mehrkampf.

Und dann war da noch das Attentat, ich war geschockt. Alle dachten zunächst die Verantwortlichen würden die olympischen Spiele abbrechen. Ich habe auch ein paar Tage gebraucht, um diesen Terrorakt zu verarbeiten.

Für mich waren die olympischen Spiele immer Friedensspiele und als Jugendlicher habe ich mir die Frage gestellt, wie kann man so ein Großereignis dazu benutzen, um politische Statements von sich zu geben? Ich kann das heute immer noch nicht verstehen und hoffe, dass so etwas nie wieder passiert.

Wir Athleten sind weder politisch noch parteiisch – wir wollen uns in unserer Disziplin mit den Besten messen. Fairness steht für mich dabei an oberster Stelle.

Vielleicht noch ganz interessant – als Ulrike Meyfarth am 10. August 1984 ihre zweite Goldmedaille bei den olympischen Spielen in Los Angeles holte, war ich auch im Stadion – direkt gegenüber von ihr. In Los Angeles gewann ich bei den olympischen Spielen die Silbermedaille. 1972 war für mich die Goldmedaille von Ulrike Meyfarth eine Weltsensation, aber 1984 ihre zweite Goldmedaille war für mich eine noch größere Sensation. Über die vielen Jahre den Willen und die mentale Kraft zu bewahren, die für so eine Leistung nötig ist, das ist schon etwas ganz Besonderes.

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