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Wadenwickel bei Fieber? Was tun, wenn das Enkelkind krank ist

Praktische Tipps einer Hausärztin - Teil 2

Ab einer Temperatur von 39°C sollte das Fieber gesenkt werden.

Im 1. Teil hat grosseltern.de-Gastautorin Dr. Maria Hussain bereits erläutert, wie man bewährte Hausmittel einsetzt, wenn sich ein Kind leicht erkältet hat.

In diesem Folgebeitrag geht es darum, was man bei Fieber tun kann. Ihr Credo: „Lassen Sie sich nicht von tollen Versprechungen der Pharmaindustrie zum raschen Griff nach Pillen und Tröpfchen verleiten. Eine Erkältung ist für Ihr Enkelkind ein weiterer Schritt zu einem trainierten und gut funktionierendem Immunsystem.“ Wenn Sie weitere Tipps haben, wir hören diese gern, sprechen Sie mit uns!

 

„Bei ansteigender Körpertemperatur, wenn das Kind friert, ist eine Wärmflasche unter die Füße, vielleicht auch auf den Bauch mit gut handwarmem Wasser, mäßig gefüllt, hilfreich. Bei bestehendem Fieber ist es vielleicht sinnvoll eine dünnere Bettdecke anzubieten, weil sich sonst die Kinder automatisch aufdecken, was sich ungünstig auswirken kann.

Ab einer Temperatur von 39°C sollte das Fieber gesenkt werden. Grundsätzlich „heizt“ Fieber die Abwehrprozesse an, ist also zu begrüßen und sollte nicht gleich mit Medikamenten gesenkt werden. Ein sonst gesundes Kind kann ruhig mal bis 40° Fieber haben. Bei Fieber, das länger als 12 Stunden besteht, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Wann und wie bringe ich Wadenwickel richtig an?

Mit Wadenwickel soll Fieber, das 39°C und mehr erreicht hat, sanft gesenkt werden. In der Regel ist bei hohem Fieber (s. TextBox Fieber) auch eine ärztliche Rücksprache sinnvoll. Hat das Kind Fieber und fühlt sich die Haut des Kindes an den Beinen trotzdem kühl bis kalt an, dann sind Wadenwickel nicht die richtige Therapie. Zur Vorbereitung wird eine Plastiktüte, darauf ein Frotteehandtuch unter die Unterschenkel gelegt. Eine Stoffserviette oder ein kleines Küchenhandtuch wird so zusammengelegt, dass es um die kleinen Unterschenkel gewickelt werden kann. Das so gefaltete Tuch wird unter warmes Wasser gehalten, dann gut ausgewrungen und schnell, wenn der Stoff lauwarm ist, um je einen Unterschenkel gewickelt. Darüber kommt noch ein kleines Frotteehandtuch. Kalte Wickel werden als zu kalt empfunden und deshalb von Kindern oft abgelehnt. Diese Wickel werden circa 30 Minuten belassen. Es ist ratsam, in dieser Zeit beim Kind zu bleiben, vorzulesen oder eine Geschichte zu erzählen, damit die Wickel möglichst lange da bleiben, wo sie wirken sollen. Zur Kontrolle misst man die Körpertemperatur erneut.

Fieber - Erläuterungen

Die gemessene Körpertemperatur ist abhängig vom Ort der Messung. Messungen auf Stirn, Ohr oder Axel ergeben niedrigere Temperaturen als rektale Messungen.

Da die Messungen an der Körperoberfläche nicht sehr zuverlässig sind, empfehlen Ärzte neuerdings wieder die rektale Messung. Dabei wird eine (digitales) Stabthermometer unter Zuhilfenahme einer Creme circa 2 cm in den After eingeführt. Wenn sich das Kind zu sehr gegen die rektale Messung sträubt, können die anderen Methoden eine erste Einschätzung bieten.

Wann bezeichnet man eine Körpertemperatur als Fieber?

Die nachfolgend angegebenen Werte sollen eine Orientierung geben und gelten für die rektale Messung.
Die Körpertemperatur kann im Tagesverlauf um bis zu 2 Grad schwanken. Daher gibt es keine normale Temperatur. In der Regel ist eine Temperatur im Bereich von 36,6 bis 38,0 Grad unauffällig.
Je nach Autor spricht man bei Temperaturen ab 38 Grad oder ab 38,6 Grad und darüber von Fieber.

Auch Halswickel sind ratsam, um Schmerzen zu lindern!

Ein Halswickel kann Halsschmerzen lindern. Es wird ähnlich vorgegangen, nur mit dem Unterschied, dass der Wickel gut handwarm sein sollte. Zusätzlich wird auf das Frotteetuch ein passender Schal gewickelt. Nach 20 Minuten werden Wickel und Frotteetuch entfernt, der Schal bleibt. Durch die Wärme werden über die sensiblen Nervenfasern in der Haut des Halses die Schmerzen gedämpft. Auch senkt jedes Schmerzmittel gleichzeitig mehr oder weniger das Fieber, obwohl das Fieber ja eigentlich heilsam ist.

So genannte Erkältungscremes mit ätherischen Ölen werden von Ärzten für Kinder nicht mehr empfohlen. Um Linderung im Bereich der Atemwege zu schaffen kann mit einer Salz-Lösung inhaliert werden (3%ige Sole NACl Lösung).

Was tun bei einer Mittelohrentzündung?

Bei einer Erkältung schwellen die Schleimhäute im Nasenrachenraum leicht an. Deshalb ist die Nase oft verstopft, selbst wenn der Schnupfen nicht so ausgeprägt ist. Neigt das Kind zu Ohrenschmerzen, sollten möglichst bald abschwellende Nasentropfen gegeben werden. Diese führen dazu, dass die Belüftung zum Mittelohr über die sogenannte Eustachische Röhre frei bleibt und im Mittelohr hinter dem Trommelfell keine schmerzhafte Entzündung beginnt. Gerade im Alter zwischen zwei und acht Jahren können Kinder bei jeder Erkältung unter einer Mittelohrentzündung leiden, vor allem wenn die Rachenmandeln vergrößert sind und dadurch die Belüftung wie oben beschrieben blockiert wird.

Meine drei Kinder hatten jeweils in den beschriebenen Kinderjahren dieses Problem. Sobald sie erkältet waren, begann ich mit den abschwellenden Nasentropfen. Hier ist es wichtig jene für Kinder zu nutzen, da diese eine andere Konzentration haben als Nasentropfen für Erwachsene. Klagten sie über Ohrschmerzen, legte ich ein paar Eiswürfel in einer Plastiktüre auf das Ohr, darüber ein kleines Tuch. Außerdem war es wichtig, dass sie möglichst saßen. Im Liegen schwellen die Schleimhäute im Kopf mehr an, die Ohrenschmerzen nehmen zu. So kann ich mich an einige Nächte erinnern, in denen ich sitzend im Bett mit meinem ebenfalls möglichst sitzenden Kind meist mehr wachte als schlief. So konnte ich aber eine sehr schmerzhafte Mittelohrentzündung und eine Antibiotikaeinnahme verhindern.

Was schlafanstoßend wirkt: Vor allem der „Gummibärledrücker“

Bei Husten hat sich eine Art „Akupressur“ bewährt. Mit einer Fingerspitze wird immer wieder auf frei wählbaren Stellen auf den Rücken gedrückt, gerade so viel, dass es nicht schmerzt. Durch diesen sensiblen Reiz wird häufig der Hustenreiz unterbrochen. Ich habe oft diese von mir als „Gummibärledrücker“ bezeichneten „Drücken“ mit dem leisen Singen eines Schlaflieds begleitet. Alles zusammen wirkt schlafanstoßend.

Sicher haben Sie als Großeltern noch andere bewährte Rezepte in Ihrem Repertoire. Lassen Sie sich nicht von tollen Versprechungen der Pharmaindustrie zum raschen Griff nach Pillen und Tröpfchen verleiten. Ein Erkältung ist für Ihr Enkelkind ein weiterer Schritt zu einem trainierten und gut funktionierendem Immunsystem.“

Erkältungen (Angelehnt an Robert Koch Institut)

Erkältungen beginnen meist schleichend, die Körpertemperatur steigt eher mäßig an und häufig steht ein Schnupfen im Vordergrund. In dieser Zeit bekämpft unser körpereigenes Abwehrsystem die Viren. Wenn wir Fieber bekommen, bedeutet das, dass unser Abwehrsystem gegen die Erreger arbeitet.

Bei kleinen Kindern und bei älteren, chronisch kranken Menschen kann auch eine Erkältung so schwer werden, dass ein Arzt um Rat gefragt werden muss. Man spricht dann von einer Grippeähnlichen Erkrankung, wenn Fieber da ist UND mit Husten oder Halsschmerzen einhergeht. Ob es sich tatsächlich um die „echte“ Grippe (oder Influenza) handelt, die durch das Grippevirus ausgelöst ist, kann auch Ihr Arzt letztlich nur durch einen Labortest nachweisen. Die Entscheidung zur Notwendigkeit der Durchführung eines Testes obliegt Ihrem Arzt.

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