Die Lehrer der Grundschule in Osterwieck (Sachsen-Anhalt) wollen härter gegen gewalttätige Schüler durchgreifen. Richtig gelesen: gewalttätige Grundschüler! So kündigen sie es in einem offenen Elternbrief an. In der Vergangenheit war es gehäuft zu Körperverletzungen und respektlosem Verhalten seitens der Grundschüler gekommen.
In dem Brief ist die Rede von „Gefühlskälte“, „Sabotage“ und „extremer körperlicher Gewalt“. Der Fall erinnert an den der Rütli-Schule 2006 in Berlin-Neukölln, bei dem es einen ähnlichen Brief gab. Nur handelte es sich dabei um eine Gemeinschaftsschule. Aber nun sollen sich die Lehrkräfte der Schule im Harz nicht mehr gegen 5 bis 10-jährige wehren können. Die Gemüter sind erhitzt und die Geister geschieden.
Die Lehrer fordern strengere Strafen und beabsichtigen, notfalls Polizei und Rettungsdienst mit einzubinden. Der Landeselternrat schlägt Maßnahmen, wie kleinere Klassen und die Reduktion von Vertretungsunterricht, vor. Um solche und weitere Maßnahmen zu verwirklichen, werden in Sachsen-Anhalt jährlich pro Kind 7400 Euro aufgewendet. Auch die Eltern sollen mitwirken. In dem Brief wird beklagt, dass Kinder nach einem Vorfall trotz Aufforderung nicht abgeholt worden wären. Das Landesschulamt hat eine systemische Fortbildung für die Lehrkräfte verordnet.
Wir fragen uns: Woher kommt dieses Verhalten bei solchen jungen Kinder? Es liegt auf der Hand, dass die Antwort auf solch eine brisante Frage keine eindimensionale Lösung geben kann. Ein vollständiges Versagen der Pädagogen, das einen wütenden Haufen monströser Kinder heranzieht, ist mehr als unwahrscheinlich. Ebenso wenig zielführend erscheint es, die Eltern als Schuldige betrachten, oder gar die Kinder selbst. Man muss das gesamte Umfeld der Kinder mit einbeziehen.
Wer hat denn Schuld an der Misere? Eltern oder Schule? Stimmen Sie in unserer Umfrage einfach ab. Einig sind wir uns aber vermutlich alle: Die Leidtragenden sind die Kinder!