Neu bauen im Alter: Was sollte berücksichtigt werden?
Im Herbst des Lebens neu zu bauen ist ganz und gar nicht abwegig. Doch wenn Opa und Oma sich (nochmal) den Traum vom Eigenheim erfüllen möchten, muss beim neu bauen im Alter einiges bedacht und anders angegangen werden.
Jeder dürfte den Satz kennen „einen alten Baum verpflanzt man nicht“. Viele legen ihn auf sich selbst um. Wenn das erste Häuschen mit heute statistischen 34 Jahren gebaut wird, ist das für viele gleichsam der letzte Umzug ihres Lebens. Nicht ganz zu Unrecht, zieht man all die finanziellen Belastungen und den Stress eines Neubaus heran. Allerdings gibt es auch ebenso gute Gründe, als Großeltern nochmal in ein neues Haus zu wechseln, in ein eigenes Haus wohlgemerkt, auch wenn Mehrgenerationenhäuser für sich viele Vorteile haben, dann aber mit maximalem Fokus auf „Seniorentauglichkeit“. Was alles darunterfällt, wie es mit der Finanzierung aussieht und vieles mehr erklärt der folgende Artikel.
1. Warum sich Neu-Bauen im Alter lohnen kann
Da wollen wir zunächst einmal das wohl schlagkräftigste Argument ins Feld führen. Denn Neu-Bauen hat auch für Menschen jenseits der 50 noch gewichtigen Sinn:
Jedes Haus, das man als Jung-Familie baut, ist in seiner gesamten Auslegung voll und ganz auf Familienbedürfnisse zugeschnitten. Das fängt schon bei der Lage an. Wer „für die Kinder“ baut, stellt sein Häuschen gerne ins Grüne, egal wie weit er für Einkäufe und Co. auch fahren muss. Natürlich ist das Haus auch in allen architektonisch relevanten Punkten auf Familienbetrieb zugeschnitten: Mehrere Stockwerke, gern auch einen Keller, viele Räume und natürlich einen Garten, in dem die Kinder toben können. Das architektonische Familienglück.
Bloß: Beinahe alles, was ein solches Haus ausmacht, ist für Senioren bestenfalls egal, schlimmstenfalls eine echte Belastung:
Die ländliche Lage, insbesondere was die Infrastruktur anbelangt, wird mit zunehmendem Alter kontraproduktiv und kann, wenn es um die Gesundheit nicht so gut bestellt ist, sogar brandgefährlich werden (Stichwort Rettungswagen-Anfahrzeit).
Altersgebrechen können die Nutzung eines mehrstöckigen Gebäudes erschweren bis verunmöglichen.
Nach dem Auszug der Kinder stehen viele Räume leer, müssen aber beheizt, gelüftet, gereinigt werden. Das macht nicht nur viel Arbeit, sondern kostet auch unnötig Geld.
Der Garten braucht zumindest halbwegs regelmäßige Pflege, sonst verkrautet er und wird zur echten Wertminderung.
Je nachdem, wohin es Kinder und Enkelkinder verschlägt, kann der Kontakt nur noch zu seltenen Feiertagen und in den Ferien realistisch sein.
Es kann sich also durchaus wirklich lohnen, die einst als für immer errichteten Zelte abzubrechen und nochmal an anderer Stelle neu anzufangen.
2. Im Alter muss man umdenken
Das erste Haus hat man noch mit der Kraft der Jugend gebaut, mit viel Muskelhypothek und es hat vielleicht hervorragend funktioniert. Allerdings wäre es vermessen zu glauben, so etwas im gesetzteren Alter auch nur ansatzweise replizieren zu können. Unumwunden: Wer als Senior baut, sollte Eigenleistung gar nicht mehr einplanen, sondern sich vollumfänglich auf seinen Baupartner verlassen.
Das erfordert zwar, dass man einen solchen Profi nach den richtigen Kriterien auswählt und nicht einfach nur auf den Erstbesten setzt. Doch dafür bekommt man auch etwas: Indem man auf volle Transparenz achtet, auf Kommunikation, das Einhalten von Terminen und vielleicht auch mit ehemaligen Kunden spricht, bekommt man Sorglosigkeit. Man kann sich zurücklehnen und einfach zusehen, wie das Haus gebaut wird, ohne Bauchschmerzen, vielleicht noch wertvolle Jahre mit Rechtsstreits vergeuden zu müssen.
3. Die Sache mit der Finanzierung
Wer jemals im Leben einen Kredit beantragt hat, der weiß, dass das Lebensalter natürlich eine Rolle spielt. So kommen wir nun zu einem Punkt, der dem einen oder anderen Leser sicherlich schon unter den Nägeln brennt: Woher bekommt man das Geld, um im Alter zu bauen?
Dazu sei bereits verraten, dass es ein Irrglaube ist, dass man ab einem bestimmten Alter keinen (so hohen) Kredit mehr bekäme. Man muss tatsächlich nur viel mehr vergleichen und hat teils andere Optionen:
Was praktisch alle Kreditinstitute noch anbieten, sind die klassischen Volltilgerdarlehen: Der Kreditbetrag bekommt über seine gesamte Laufzeit feste Zinsen und ein festes Abtragungsdatum vorgeschrieben. Das lohnt sich beispielsweise dann, wenn man noch einige schöne Jahre von der Rente entfernt ist.
Wer bereits ein Haus besitzt und dies verkauft, bei dem ist die Sachlage sowieso klar: er braucht streckenweise auch gar keinen Kredit oder hat zumindest schon einen gigantisch großen Anteil an Eigenfinanzierung zusammen. In dem Fall gibt es natürlich gar keine Einschränkungen.
Die neue Wohnimmobilienkreditrichtlinie sieht unter anderem vor, dass Kredite nur noch vergeben werden dürfen, wenn der Kreditnehmer sie auch in schlechten Lebenslagen auf jeden Fall noch zurückzahlen kann. Ein großes Plus für Pensionäre und natürlich auch Rentner: Was sie künftig bekommen, lässt sich felsenfest und über Jahre hinweg viel genauer beziffern als bei Arbeitnehmern.
Manche Banken kennen auch gar keine, weder offene oder verdeckte Altersdiskriminierung. Sie geben den Kredit, sofern durch Haus und Grund die Schulden dafür gedeckt sind. Egal ob man 35 oder 65 ist.
Unter dem Strich: Das Finanzielle ist wesentlich weniger prekär, als manche es glauben möchten. Auch Senioren können noch leicht Baukredite bekommen.
4. Haus und Lage
Kommen wir nun zum Mittelpunkt, dem Haus an und für sich. Weiter oben wurde bereits dargelegt, was am Familienhaus im Grünen alles Senioren-untauglich ist. Doch worauf sollte man nun beim Neubau achten?
Wenn man regional nicht wirklich gebunden ist, sollte man so nah wie möglich bei den Enkeln bauen. Es gibt einfach zu vieles, was diese von einem selbst erlernen können. Allerdings sollte man einen primären Fokus auf eine gute Infrastruktur mit Ärzten, Geschäften usw. legen. Wenn Kinder und Enkel „in der Pampa“ leben, steht man, falls diese irgendwann zu einem (beruflichen) Ortswechsel gezwungen werden, wieder vor einem Problem. Vielleicht gibt es, falls die Kinder auf dem Land leben, eine Kreisstadt in nur geringer Entfernung?
Bei der Quadratmeterzahl von Grundstück und Haus gibt es nur noch einen maßgeblichen Fokus: Das, was Opa und Oma für sich alleine brauchen und selbst ohne fremde Hilfe bezahlen und in Schuss halten können. Auch wenn das bedeutet, ein sub-100-Quadratmeter Häuschen auf ein „Handtuchgrundstück“ zu stellen. Das höchste der Gefühle in Sachen zusätzlicher Wohnraum sollten ein, zwei Gästezimmer sein, falls die Rasselbande mal auf Urlaubsbesuch kommen soll.
Im Haus sollte es so wenig Hindernisse wie möglich geben. Das beginnt bereits damit, dass alle Zugänge absolut ebenerdig ohne Stufen sein sollten. Es zieht sich über extrabreite Türöffnungen, die zudem alle in einer Flucht ohne enge Winkel liegen (Stichwort Rollstuhltauglichkeit) und eine generell durch Senioren zu bewältigende Architektur. Das schließt auch das Vermeiden von überhohen Portalfenstern ein, die schließlich auch gereinigt werden wollen.
Eine möglichst offene Bauweise ist, nicht nur wegen der insgesamt besseren Zugänglichkeit, anzustreben. Das ist auch deshalb ein Plus, weil man spielende Enkel auf diese Weise viel leichter von einer Stelle des Hauses aus im Blick behalten kann.
Es ist nicht die schlechteste Idee, sich vor Baubeginn mit dem Thema Smart Home auseinanderzusetzen. Denn hinter dieser digitalen Haustechnik verbergen sich enorm viele Dinge, die altersgerechtes Wohnen unterstützen, etwa durch automatisch per Sensor und Zeitschaltung herauf- und herabfahrende Rollladen. Wenn man baut, lassen sich solche Systeme ungleich leichter integrieren als bei bestehenden Gebäuden.
Fazit:
In den Katalogen der meisten Baupartner werden all diese Punkte meistens durch einen einzigen Haustyp beantwortet: Dem Bungalow. Man sollte sich, selbst wenn man jetzt noch fit ist, mit diesem Typ anfreunden. Denn gar keine Treppen zu haben, hat nicht nur für Senioren ausschließlich Vorteile, sondern auch für durchs Haus wuselnde Enkel.
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