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Später Kinderwunsch: Chancen und Risiken bei später Schwangerschaft

Später Kinderwunsch

Hinter dem Trend, sich mit dem Elternwerden Zeit zu lassen, stehen nicht nur berufliche, sondern auch gesellschaftliche Gründe. Eine Frau, die mit 40 ihr erstes Kind bekommt, ist heute weniger auffällig als eine, die mit 20 schon ein Baby hat. Später Kinderwunsch ist modern, bietet aber nicht nur Chancen, sondern auch Risiken.

Fruchtbarkeit sinkt ab Mitte 30 rapide

Ein später Kinderwunsch entspricht zwar unserem heutigen Lebensstil, allerdings nicht den Bedürfnissen unserer Körper. Auch wenn statistisch gesehen, die gebärfähige Zeitspanne die Jahre zwischen 15 und 49 umfasst, sinkt bereits ab 30 – dem heutigen Durchschnittsalter für das erste Kind – die Fruchtbarkeit. Je älter die Frau wird, desto unwahrscheinlicher wird es also, dass sie auf natürlichem Weg schwanger werden kann. Nebenbei gesagt, ist es kein Zufall, dass Spätgebärende häufiger Zwillinge bekommen – die Natur versucht bei einem späten Kinderwunsch, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu erreichen. Bevor es zu spät ist.

Die Eizellen sind immer so alt wie die Frau selbst

Je später eine Frau ein Kind gebärt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Kind nicht gesund ist. Bei Frauen über 40 steigt, so die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, das Risiko einer Fehl- oder Frühgeburt deutlich an. Gleiches gilt für die genetischen Risiken wie Trisomien. Das liegt daran, dass die Eizellen einer Frau bereits seit der Geburt angelegt sind. Mit steigendem Alter einer Eizelle wachsen also auch die Gefahren. Aber nicht nur das, genauso treten Schwangerschaftsvergiftungen (Präeklampsien) und andere Schwierigkeiten während des Austragens des Babys häufiger auf. Vor allem dann, wenn eine Frau noch nie zuvor ein Kind geboren hat.

Ältere Frauen punkten mit Lebenserfahrung

Natürlich bedeutet eine Schwangerschaft mit über 40 nicht zwangsläufig, dass die Frau ein wandelndes Risiko ist. Allein 2018 haben in Deutschland, laut Statistischem Bundesamt, immerhin 67 Frauen sogar mit 50 noch ihr erstes Kind bekommen. Ernährt man sich gut, ist fit und sportlich aktiv, muss eine Schwangerschaft mit über 40 kein großes Problem sein. Hinzu kommt: Frauen in diesem Alter achten meist mehr auf die Zeichen ihres Körpers und nehmen Vorsorgetermine zuverlässig wahr. Aber mit der Schwangerschaft allein ist es ja nicht getan. Die Geburt und die Zeit danach sind ebenfalls sehr kräftezehrend und da brauchen ältere Frauen häufig längere Erholungszeiten. Und was, wenn das Kind älter wird? Eine Frau, die mit über 40 ihr erstes Kind bekommt, ist mitten in den Wechseljahren noch bevor dessen Pubertät richtig beginnt. Schlechtere Mütter sind ältere Mütter deswegen noch lange nicht. Denn sie können mit einem ganz wichtigen Argument punkten: Lebenserfahrung – in Kombination mit einem festen Stand im Berufsleben, einer oft bewährten Partnerschaft und abgesicherten finanziellen Verhältnissen ein nicht unerheblicher Faktor.

Nicht selten bleibt ein später Kinderwunsch unerfüllt

Ausnahmen wie eine ungeplante Schwangerschaft in den Wechseljahren bestätigen die Regel, aber es gibt drei Hauptgründe, warum Frauen ihr erstes Baby erst mit über 40 bekommen. Der erste ist ein bewusster später Kinderwunsch, um dem Nachwuchs mehr bieten zu können – auch in Form von Bildung und Förderung. Der zweite ist, dass viele Frauen erst Karriere machen wollen, um später wieder besser ins Berufsleben einsteigen zu können. Denn noch immer ist in unserer Gesellschaft die Gefahr groß, den Anschluss zu verlieren, wenn man schwanger wird. Und der dritte und oft unbedachte Grund ist: Die Frau hat schon viel früher einen Kinderwunsch, findet aber nicht den richtigen Partner bzw. ist dieser noch nicht bereit, eine Familie zu gründen. Häufig klappt es dann aber nicht mehr. Ein Grund, warum laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung jede fünfte Frau im Alter von 45 bis 49 inzwischen kinderlos ist – Tendenz steigend.

Späte Schwangerschaft ist wie ein Sechser im Lotto

Die Wahrscheinlichkeit, auf natürlichem Weg ab 45 noch schwanger zu werden, ist verschwindend gering. Aber selbst bei künstlicher Befruchtung sinken die Möglichkeiten mit jedem Lebensjahr. Erfüllt sich ein später Kinderwunsch, dann ist eine engmaschigere Kontrolle durchaus angebracht. Übertreiben sollte man es allerdings nicht. Denn wenn der Körper sich eine Schwangerschaft zutraut, dann schafft er das in der Regel auch. Und genau aus diesem Grund ist auch ein Kaiserschnitt bei höherem Geburtsalter nicht zwingend notwendig.
Für viele Spätgebärende ist ein Baby nicht nur statistisch gesehen ein Sechser im Lotto. Sie genießen die Schwangerschaft und das Wunschkind von ganzem Herzen. Und das Kind profitiert davon.

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