A A A

Wann zum Arzt mit dem Enkelkind? Das sagt eine Kinderärztin

Ratschläge einer Kinderärztin aus Berlin

Aufmerksamkeit und Liebe für das kranke Enkelkind

Wann zum Arzt mit dem Enkelkind? Was kann man tun, um nicht jede Erkältung anzuziehen? Gibt es gar ein Geheimrezept? Wir haben eine Kinderärztin aus Berlin gefragt. Anna Bohmeyer hat langjährige Erfahrung als Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin an einer Klinik, hat selbst zwei kleine Kinder und befindet sich momentan noch in Elternzeit.

Was kann man grundsätzlich tun, um nicht jeden Schnupfen, der kursiert, auch selbst zu bekommen?

Anna Bohmeyer: Prinzipiell gibt es kein ‚Geheimrezept‘. Insbesondere die ganz Kleinen haben eben noch ein „jungfräuliches“ Immunsystem, welches sich durch die Auseinandersetzung mit allerlei Erregern trainiert. Meist sind es ja auch zum Glück banale Virusinfekte. Das Immunsystem unterstützen und damit auch stärken kann man durch ausgewogene Ernährung; hier lautet das Stichwort gesunde Mischkost. Wichtig ist auch ein gutes Maß an körperlicher Betätigung/Sport. Trotz ungemütlichen Wetters sollte man doch auch immer wieder etwas draußen unternehmen – natürlich mit angemessener Kleidung, wobei die Kinder nicht zu kalt, aber vor allem auch nicht zu warm angezogen sein sollten…

Was sagen Sie zu den Stichworten Schlaf, Hygiene und Vitaminzusätzen?

Auch ausreichend viel Schlaf ist sehr wichtig, denn zu wenig Schlaf – gepaart mit einem stressigen Alltag – schwächt das Immunsystem. Natürlich ist auch eine gewisse Hygiene gerade in der Erkältungs-/Grippezeit wichtig. Viren können erstaunlich lange auf der Hautoberfläche verharren und somit weitergegeben werden und so für Ansteckungen sorgen. Häufigeres Händewaschen also kann die Gefahr oder die Wahrscheinlichkeit einer Infektion durchaus senken. Eine beliebte Frage sind ja immer Vitaminzusätze (z.B. in Form von Brausetabletten oder ähnlichem). Hierzu gibt es ein klares NEIN! Es gibt in den westlichen Ländern bei einigermaßen ausgewogener Kost keine Vitaminunterversorgung. Entsprechende Präparate kosten nur unnötiges Geld.

Wie viele Infekte sind im Alter kleiner Kinder „normal“, gibt es da eine Faustregel?

Für Kleinkinder, ungefähr bis zum Schulalter, sind zehn bis sogar zwölf Infekte pro Jahr durchaus normal. Das Training oder Ausreifen des Immunsystems geschieht eben mittels Auseinandersetzung mit Erregern und somit dem Durchmachen von Infekten…

… was vor allem Kinder betrifft, die Kitas besuchen?

Genau, insbesondere Kita-Kinder haben in den ersten Monaten viele, sehr viele Infekte. Und da sich diese im Herbst/Winter häufen, erscheint es den Eltern nicht selten so, als sei das Kind dauerkrank. Tatsächlich aber sind es eben über das Jahr gesehen in der Regel nicht mehr als circa zwölf Infekte. Eine echte Immunschwäche ist ausgesprochen selten und oft gar nicht so sehr anhand der Anzahl von Infekten zu diagnostizieren. Hier kommt es vielmehr auf die Schwere der Infekte an, also häufige invasive Verläufe eines primär banalen Infektes; das heisst, es kommt immer wieder zu schweren Mittelohrentzündungen, schweren Lungenentzündungen, langen Krankheitsverläufen, körperlich oft deutlich eingeschränkten Kindern. Auch Schulkinder haben, ebenfalls gehäuft in den Wintermonaten, durchschnittlich noch sechs bis acht Infekte pro Jahr.

Ab wann sollte man mit seinem Enkel zum Arzt gehen?

Zum Arzt sollte man immer gehen, wenn ein Kind anhaltend hohes Fieber hat, das sich auch schlecht durch fiebersenkende Medikamente senken lässt. Auch wenn das Kind auffallend schlapp ist und der Allgemeinzustand des Kindes den Eltern oder Großeltern Sorge macht, sollte man lieber einen Kinderarzt aufsuchen. Und ein Säugling unter sechs Monaten mit Fieber gehört immer dem Arzt vorgestellt, auch bei noch gutem Allgemeinzustand!

Besser also einmal zu viel als zu wenig zum Arzt?

Natürlich muss auch ein hartnäckiger und zunehmender Husten in Kombination mit Fieber unbedingt abgeklärt werden. Prinzipiell gilt da tatsächlich: Lieber einmal zu viel als zu spät zum Arzt. Wenn ein Kind im Rahmen einer hochfieberhaften Infektion auch kaum noch trinken mag, sollte man ebenfalls zur Beurteilung des Flüssigkeitshaushaltes lieber einmal mehr zum Arzt gehen. Denn gerade die ganz Kleinen dehydrieren schneller als man denkt. Wenig oder gar nicht essen im Infekt ist übrigens ein typisches Verhalten aller kranken Kinder und für die Eltern zwar immer Grund zur Sorge, aus medizinischer Sicht aber weit weniger besorgniserregend. Und zuletzt noch sollte man bei unklarem Hautausschlag im Rahmen eines fieberhaften Infektes diesen einmal abklären lassen. Meist sind es passend zum Infekt zwar nur banale Virus-Hautauschläge, selten kann aber auch mal eine ernsthaftere Infektionskrankheit dahinterstecken, die es rasch zu behandeln gibt.

Lesen Sie auch hier weitere interessante Hinweise zum Thema Kinderkrankheiten.

Text: Elke Tonscheidt

Artikel drucken

Artikel teilen

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten

Großeltern in der digitalen Welt
Technik & Kommunikation

Großeltern in der digitalen Welt

Facetime mag für die jüngeren Nutzer schon eine Selbstverständlichkeit geworden sein – für Großeltern kann es sich aber um eine gewaltige Neuheit handeln, wenn man auf einmal nicht nur ein... weiterlesen

Vorsicht!

Sie nutzen einen alten Browser!
Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser um diese Seite anzuzeigen.