Laut einer neuen Studie haben die Vorfahren doch einen größeren Einfluss auf den eigenen sozialen Status als gedacht. Ein niedriger sozialer Status der Vorfahren, im Konkreten der Urgroßeltern, wirke sich negativ auf den Bildungs- und Berufsstand ihrer Kinder, Enkel und sogar Ur-Enkel aus, heißt es in Medienberichten.
Eine Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (lfW) und der Universität Madrid untersuchte die sozialen Aufstiegschancen in Deutschland und kamen zu beunruhigenden Ergebnissen. Den Ergebnissen zufolge haben Bildungsgrad und Berufsstand der Urgroßeltern noch heute Einfluss auf den sozialen Stand ihrer Nachfahren.
„Dies bedeutet, dass sich die soziale Ungleichheit in Deutschland nur sehr langsam abbaut“, erklärt lfW-Experte Sebastian Braun. Ein niedriger Status der Vorfahren wirke wie eine Last, sodass die Nachfahren noch vier Generationen später verminderte Aufstiegschancen haben. Das Prinzip funktioniere auch umgekehrt: Haben die Vorfahren einen hohen sozialen Status, färbt das dementsprechend auf ihre Urgroßenkel ab. Durchschnittlich werden 60 Prozent der Faktoren, die für den sozialen Status einer Person maßgeblich sind, von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Dazu gehören Lebensumstände und gesellschaftliche Netzwerke, aber auch vererbte Begabungen.
Die Ergebnisse widersprechen damit früheren Studien, nach denen der soziale Status nur zu etwa 30 bis 40 Prozent von den Eltern geprägt ist. Laut Braun konnte durch das betrachten mehrerer Generationen genauere Ergebnisse erzielt werden und „Messfehler“ beseitigt werden. Die Forscher betonen, dass es bei Studien zur sozialen Mobilität eine hohe Datenunsicherheit gebe. Eines hätten jedoch mehrere Studien wiederholt gezeigt: Der soziale Aufstieg in Deutschland ist im Vergleich zu vielen anderen Industrieländern schwieriger.
Für die Studie wurde über vier Generationen hinweg der sozialen Status von Familien in Deutschland im 20. Jahrhundert beschreiben untersucht.