grosseltern.de befragt Prominente: Wie sehen Sie ihre Rolle als Großeltern?
grosseltern.de befragt Prominente: Wie sehen Sie ihre Rolle als Großeltern? Wir hatten bereits zuvor über die Stellungnahmen der Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und der Sängerin Nena auf die Fragen von grosseltern.de berichtet. Hier nun vorab Auszüge aus weiteren Antworten von der BAGSO-Vorsitzenden Prof. Ursula Lehr, dem Schauspieler Siegfried Rauch, dem Autor Rainer Holbe und dem Generationenforscher Prof. Francois Höpflinger.
Frau Professor Lehr, Sie selbst sind Oma und Ur-Oma, was hat sich durch die Geburt Ihrer Enkel ganz besonders verändert? Und was verändert sich, wenn man Ur-Oma wird?
Ja, ich selbst bin Großmutter und habe sogar zwei Urenkel, 1 und 4 Jahre alt, die ich aber selten sehe -zu Weihnachten und Geburtstagen- weil sie in England wohnen. Wenn ich ehrlich bin, mit der Geburt meiner Enkel hat sich in meinem Leben gar nichts verändert, da mein Sohn und Familie in Mexiko lebten. Längere Besuche an Weihnachten und in den Sommerferien waren sehr schön, aber sonst war ich beruflich sehr eingespannt und – allein der Entfernung wegen – man sah sich selten. Natürlich nahm man Anteil, schickte Bilder, jetzt Mails, und heute haben wir Facebook-Kontakt.
Was ist neu an denn Omas von heute?
DIE Omas gibt es nicht! Sicher kann man feststellen: Menschen im „Großelternalter“ sind heute aktiver, unternehmungslustiger, welterfahrener, haben vielseitigere Interessen als Gleichaltrige früher, deren Lebensraum nun einmal begrenzter war.
Was würde der Gesellschaft fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe?
Kontakte mit Großeltern wie auch Kontakte mit den Enkeln tragen sicher zu einem besseren Verständnis zwischen den Generationen bei, was in unserer schnelllebigen Zeit des demografischen Wandels, einer Zeit zunehmender Langlebigkeit, einer Zeit der 5-Generationen-Gesellschaft, unbedingt notwendig ist.
Siegfried Rauch, Schauspieler
Herr Rauch, wie empfinden Sie Ihre Rolle als Großvater?
Ich genieße diese Rolle sehr. Es ist irgendwie anders, die Kinder kommen ja nur zu Besuch. Was ich merke, man muss mehr auf die Enkel aufpassen. Mit den eigenen Kindern war man nicht so vorsichtig. Bei den Enkeln passt man mehr auf.
Was geben sie Ihren Enkeln mit auf den Lebensweg?
Natürlich haben wir besonderes Glück, da ich einen Bauernhof habe mit Wald- und Wiesengrundstücken. Da können wir viel unternehmen und die Mädchen lernen die Natur unmittelbar zu begreifen. Es ist unvorstellbar, dass manche Kinder denken, dass die Kuh lila ist und Schokoladenmilch gibt. Oder, dass sie nicht wissen, welcher Baum das ist oder wie eine Biene aussieht.
Wir haben viele Ideen, was wir in der Natur machen können. Als ich ein Junge war, haben wir ein Baumlager gebaut, das war Abenteuer, schönes gesundes Abenteuer. Ich halte es für wichtig, den jungen Menschen mitzugeben, dass es kein Abenteuer ist, wenn man Automaten zertrümmert. Kinder sind im Grunde sehr offen für Abenteuer, für gesunde Abenteuer, man muss sie nur leiten und die Zeit dafür aufbringen.
Was würde den Enkeln fehlen wenn es keine Großeltern gäbe?
Die eigene Familie, diese besondere Liebe ist unersetzbar und kann ein fremder Mensch nicht so geben. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag andere Kinder. Kinder begeistern mich in jeder Form. Aber die eigenen Enkel sind etwas ganz Besonderes, man erlebt eine andere Geborgenheit. Enkel brauchen diese Geborgenheit, denn die Welt da draußen hat sich verändert, sie ist hart und manchmal auch grausam.
Je fester das Fundament ist, auf dem die Enkel aufgewachsen sind und auf dem sie stehen, desto besser können sie den Stürmen des Lebens widerstehen und diese verarbeiten.
Der Zusammenhalt ist heute schwieriger als früher. Meine Kindheit war sehr karg, aber die Liebe und der Zusammenhalt waren gigantisch. Man merkt dass Notzeiten die Leute zusammenschweißt. Das ist heute ein wenig schwieriger, denn die Notzeiten gibt es in dieser Form nicht mehr, aber den Zusammenhalt muss man bewahren. Dafür können Großeltern sorgen und das würde fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe.
Herr Professor Höpflinger, Sie sind 4-facher Großvater und waren einer der ersten Wissenschaftler, der Generationenbeziehungen und damit auch die Großelternrolle untersucht hat. Auf Sie geht die Aussage zurück, dass die Rolle der Großmutter zu den wenig positiv besetzten Altersrollen zählt.
Was ist neu an den Großmüttern von heute? Oder anders formuliert: Was zeichnet moderne Omas aus?
Höpflinger: Heutige Großmütter – wie auch heutige Großväter – sind vielfach gesünder und an neuen Entwicklungen stärker interessiert als frühere Generationen. Gesunde und aktive Großeltern sind besser in der Lage, sich für ihre Enkelkinder zu engagieren. Gleichzeitig wird der Kontakt mit den Enkelkindern von zunehmend mehr Großeltern als ‚eigentlicher Jungbrunnen‘ erfahren, nämlich um die Chance, wieder an frühere Lebensphasen (eigene Kindheit, eigene Phase der Familiengründung) anzuknüpfen, ohne die volle Erziehungsverantwortung zu übernehmen (und durch Enkelkinder werden Großmütter in neue Entwicklungen einbezogen). Großmütter von heute haben oft auch ein besseres Verhältnis zu ihren eigenen erwachsenen Kindern und Enkelkinder sind oft der ‚Kitt‘, der es älteren Müttern und ihren Töchtern erlaubt – via Diskussion der Enkelkinder –, auf einer gleichwertigen Erwachsenen-Ebene zu kommunizieren.
Die gemeinsame Lebenszeit von Enkelkindern und Großeltern hat enorm zugenommen und Großeltern kümmern sich regelmäßig und ausgiebig um die Enkel. Müssen wir den Begriff der Familie künftig neu definieren und Großeltern stärker einbeziehen?
Höpflinger: In der Familienforschung hat sich schon seit längerem die Idee durchgesetzt, dass es falsch ist, Familie nur im Sinne der engen Kleinfamilie im gemeinsamen Haushalt zu betrachten. Familiale Beziehungen sind oft weiter und können mehrere Haushalte umfassen (etwa nach einer Scheidung der Eltern). Für moderne familiale Generationenbeziehungen wird in der Forschung der Begriff der ‚multilokalen Mehrgenerationen-Familie‘ verwendet, d.h. miteinander verwandte Personen aus unterschiedlichen Generationen, die je eigenständig haushalten, sich aber dennoch – oder sogar deshalb – eng miteinander verbunden fühlen.
Werden Kinder darüber befragt, wer zur Familie gehört, werden – neben allen Haustieren – nicht selten auch nicht-verwandte Personen (enge Nachbarin, enge Freundin usw.) zur Familie gezählt.
Was würde der Gesellschaft fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe?
Höpflinger: Eine Gesellschaft ohne Großeltern ist immer eine Gesellschaft mit geringer Lebenserwartung und sozialhistorische Studien zeigen, dass in Familien ohne Großeltern auch die Sterblichkeit der Kinder höher war als in Familien mit Großeltern.
In Deutschland wird heute eher das umgekehrte Thema diskutiert: das Fehlen von Enkelkindern und der Anteil älterer Menschen, die keine Enkelkinder haben und dies bedauern, steigt an.
Rainer Holbe, Moderator und Autor
Warum ist Opa-Sein der schönste Job der Welt?
Wenn wir die Welt mit den Augen unserer Enkel betrachten, finden wir zu neuen, überraschenden Perspektiven.
Was würde den Enkeln/den Familien fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe?
Dann hätten die Enkel keine Anwälte, die ihre Interessen gegenüber den Eltern vertreten. Und es gäbe es auch keine Geschichten mehr von früher.
Was würde der Gesellschaft fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe?
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