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Siegfried Rauch Interview: "Es ist, als ob man wieder eigene Kinder hätte"

Traumschiff-Kapitän und Bergdoktor Siegfried Rauch verstarb mit 85 Jahren. Mit uns hat der Schauspieler 2014 über seine Rolle als Großvater geredet.

Herr Rauch, wie empfinden Sie Ihre Rolle des Großvaters?

Ich genieße diese Rolle sehr. Es ist irgendwie anders, die Kinder kommen ja nur zu Besuch. Was ich merke, man muss mehr auf die Enkel aufpassen. Mit den eigenen Kindern war man nicht so vorsichtig. Bei den Enkeln passt man mehr auf.

Was hat sich seit der Geburt der Enkel verändert?

Die beiden Mädchen sind eine große Freude. Wenn die erwachsenen Kinder eine eigene Familie gründen, geht die Kindheit zu Ende. Durch die Enkel wird diese Zeit fortgesetzt. Es ist wieder so, als ob man eigene Kinder hätte.

Mit den Mädchen fahre ich oft in den Wald hinaus, da machen wir Feuer und braten Stockbrot. Man muss ein wenig aufpassen, dass die Kinder nicht vor dem Laptop und Ipad verkümmern. Da sollen sie natürlich können, und es ist toll, wenn sie dem Opa etwas erklären, aber die Abenteuer in der Natur sollte man nicht vernachlässigen. Die Mädchen sind an der Natur interessiert, man muss sie nur hinführen, sonst verkümmern sie in der Computerwelt.

Was geben Sie Ihren Enkeln mit auf den Lebensweg?

Die Erfahrungen die man im Laufe des Lebens gesammelt hat, gibt man unbewusst, aber glaubhafter weiter. Ich denke, dass die Enkel von den Großeltern andere Dinge übernehmen als von den Eltern, ohne dass ich das genau benennen kann. Natürlich haben wir besonderes Glück, da ich einen Bauernhof habe mit Wald- und Wiesengrundstücken. Da können wir viel unternehmen und die Mädchen lernen, die Natur unmittelbar zu begreifen. Es ist unvorstellbar, dass manche Kinder denken, dass die Kuh lila ist und Schokoladenmilch gibt. Oder, dass sie nicht wissen, welcher Baum das ist oder wie eine Biene aussieht.

Wir haben viele Ideen, was wir in der Natur machen können. Als ich ein Junge war, haben wir ein Baumlager gebaut, das war Abenteuer, schönes gesundes Abenteuer. Ich halte es für wichtig den jungen Menschen mitzugeben, dass es kein Abenteuer ist, wenn man Automaten zertrümmert. Kinder sind im Grunde sehr offen für Abenteuer, für gesunde Abenteuer, man muss sie nur leiten und die Zeit dafür aufbringen.

Was würde den Enkeln fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe?

Eine Mutter wird immer eine Mutter bleiben, ein Vater immer ein Vater und ein Großvater immer ein Großvater. Fremde Menschen werden die eigene Familie nie ersetzen können. Die eigene Opa oder die eigene Oma empfinden anders und gehen anders mit den Enkeln um. Meine Frau macht das auf ihre eigene besondere Art und Weise. Auch unsere Mädchen wollten ja vieles nicht Essen. Meine Frau hat sie auf den Küchentisch gesetzt und mitkochen lasen. Sie haben mitgemacht und haben es probiert und jetzt essen sie das panierte Schnitzel, weil sie es selber zubereitet haben. Und die Schnitzel, die die Enkel paniert haben schmecken natürlich ganz anders.

Die eigene Familie, diese besondere Liebe ist unersetzbar und kann ein fremder Mensch nicht so geben. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich mag andere Kinder. Kinder begeistern mich in jeder Form. Aber, die eigenen Enkel sind etwas ganz besonderes, man erlebt eine andere Geborgenheit. Enkel brauchen diese Geborgenheit, denn die Welt da draußen hat sich verändert sie ist hart und manchmal auch grausam.

Je fester das Fundament ist auf dem die Enkel aufgewachsen sind, auf dem sie stehen, desto besser können sie den Stürmen des Lebens widerstehen und diese verarbeiten.

Mich begeistern die Südländer, die Italiener, so wie sie die Tradition der Familie schätzen und pflegen. Das ist Kultur, das ist Ritual. Da sind die Nordländer etwas trockener. Das Zusammensein der Familie in Italien ist eine Freude, da wird gegessen und gesungen. Diese Rituale sollte man auch bei uns nicht aussterben lassen.

Der Zusammenhalt ist heute schwieriger als früher. Meine Kindheit war sehr karg, aber die Liebe und der Zusammenhalt waren gigantisch. Man merkt, dass Notzeiten die Leute zusammenschweißt. Das ist heute ein wenig schwieriger, denn die Notzeiten gibt es in dieser Form nicht mehr, aber den Zusammenhalt muss man bewahren. Dafür können Großeltern sorgen und das würde fehlen, wenn es keine Großeltern gäbe.

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